Frieren ist das Gefühl fehlender Wärme, entweder im Körperinneren oder an der Körperoberfläche. Sobald die Temperatur des Blutes absinkt, registriert das Gehirn die Abweichung vom Sollwert. Gleichzeitig erhält das Gehirn von den Kälterezeptoren in der Haut laufend Informationen über eine drohende Abkühlung durch Kälte von außen. In diesem Fall ziehen sich die Gefäße in der Haut zusammen, sodass Arme und Beine weniger durchblutet werden und damit möglichst wenig Wärme in der Körperperipherie verloren geht. Auch die „Gänsehaut“ ist eine Strategie des Körpers, um dem Temperaturabfall entgegenzuwirken: indem sich die feinen Körperhaare aufstellen, bildet sich ein isolierendes Luftpolster. Das sprichwörtliche „Zähneklappern“ tritt auf, wenn die Muskeln zittern, um dadurch Wärme zu produzieren.
Die Neigung zum Frieren ist individuell verschieden: Frauen frieren schneller als Männer, Schlanke schneller als Dickere, Ältere schneller als Jüngere. Babys kühlen besonders schnell aus. Zu Frieren kommt es auch dann, wenn die Sollwerttemperatur ansteigt, z. B. bei fieberhaften Infekten, oder wenn die Wärmeproduktion durch den Stoffwechsel sinkt, z. B. beim Fasten oder als Folge hormoneller Störungen. Auch eine verminderte Durchblutung der Haut verursacht Frieren, weil der Temperaturabfall in der Haut von den Kälterezeptoren registriert wird.
Manchmal ist plötzliches Frieren mit Ausbruch von kaltem Schweiß ein akutes Warnsignal: Es weist oft auf einen beginnenden Schock oder eine andere ernste Erkrankung hin.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Frieren bei Erschöpfung, Schlafmangel oder seelischer Anspannung
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Plötzliches Frösteln oder Frieren mit Abgeschlagenheit; kalte, blasse Hände und Füße; evtl. Schüttelfrost
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Gesteigerte Kälteempfindlichkeit bei alten oder untergewichtigen Menschen
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Häufiges Kältegefühl in Händen und Füßen, evtl. Neigung zum Frösteln; oft anhaltende Müdigkeit, Antriebsschwäche; evtl. wiederkehrende Kopfschmerzen, Herzklopfen, Ohrensausen, Schwindel
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Gesteigerte Kälteempfindlichkeit mit anhaltender Müdigkeit und Energielosigkeit; Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen; Braunfärbung der haut (Hyperpigmentierung)
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Gesteigerte Kälteempfindlichkeit mit anhaltender Müdigkeit und Verlangsamung; Schwellung von Gesicht und Zunge, trockene Haut; oft Übergewicht
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Gesteigerte Kälteempfindlichkeit mit anhaltender Müdigkeit; Rückgang der Schambehaarung; Verkleinerung von Brüsten bzw. Hoden
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Plötzliches Frieren, kalter Schweiß und auffallend graue, kühle Haut; Zittern, Unruhe, Angst; evtl. Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
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Plötzliches Frieren und kalter Schweiß bei bekanntem Diabetes; Heißhunger, Herzklopfen, Zittern; evtl. Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
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Anfallartiges Kälte- und Taubheitsgefühl mit scharf begrenzter Weißfärbung von Fingern und/oder Zehen; meist ausgelöst durch Stress oder Kälte; Anfallsdauer wenige Minuten
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Kältegefühl und Schmerzen in einem oder beiden Beinen bei längerem Gehen, evtl. auch im Liegen; blasse Haut und evtl. Taubheitsgefühl am betroffenen Bein; evtl. offene Stellen an Fuß oder Unterschenkel
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Plötzliches Kälte- und Spannungsgefühl in Wade oder ganzem Bein; Umfangsvermehrung des betroffenen Beins, evtl. bläulich glänzende Haut; Schmerzen beim Gehen und beim Husten
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Ständiges oder wiederkehrendes Kältegefühl, Schmerzen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl; meist strumpfförmige Ausdehnung an Unterschenkeln und Füßen
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Anfallartiges Kältegefühl in Armen und/oder Beinen bei Medikamenteneinnahme
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Frieren bei Erschöpfung, Schlafmangel oder seelischer Anspannung
Ursache:
- eingeschränkte Temperaturregulation des Körpers
Selbsthilfe:
- Warme Getränke, Ausruhen, Ausschlafen
- Bei chronischem Stress Stressmanagement, Entspannungstechniken
Plötzliches Frösteln oder Frieren mit Abgeschlagenheit; kalte, blasse Hände und Füße; evtl. Schüttelfrost
Ursache:
- Beginnendes oder steigendes Fieber
Maßnahme:
- Am selben Tag in die Arztpraxis, wenn Sie keine Erklärung für das Fieber haben, das Fieber über 40 °C steigt oder länger als 3 Tage anhält
Gesteigerte Kälteempfindlichkeit bei alten oder untergewichtigen Menschen
Ursache:
- Erhöhtes Wärmebedürfnis im höheren Lebensalter
- Untergewicht, Unterernährung, z. B. im Rahmen einer Diät oder Magersucht
Selbsthilfe:
- Ausreichend essen, regelmäßige Bewegung
- Wärmer anziehen, zum Einschlafen Socken oder Wärmekissen benutzen
Häufiges Kältegefühl in Händen und Füßen, evtl. Neigung zum Frösteln; oft anhaltende Müdigkeit, Antriebsschwäche; evtl. wiederkehrende Kopfschmerzen, Herzklopfen, Ohrensausen, Schwindel
Ursache:
- Niedriger Blutdruck (arterielle Hypotonie)
- Blutarmut (Anämie)
- Psychosomatische Störung
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden neu auftreten
Selbsthilfe:
- Regelmäßige Bewegung
- Wechselduschen
- Viel trinken, kleine salzreiche Mahlzeiten
Gesteigerte Kälteempfindlichkeit mit anhaltender Müdigkeit und Energielosigkeit; Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen; Braunfärbung der haut (Hyperpigmentierung)
Ursache:
- Morbus Addison als häufigste Form der Nebennierenrinden-Unterfunktion
Maßnahmen:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis
Gesteigerte Kälteempfindlichkeit mit anhaltender Müdigkeit und Verlangsamung; Schwellung von Gesicht und Zunge, trockene Haut; oft Übergewicht
Ursache:
Maßnahmen:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis
Gesteigerte Kälteempfindlichkeit mit anhaltender Müdigkeit; Rückgang der Schambehaarung; Verkleinerung von Brüsten bzw. Hoden
Ursache:
- Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion, meist als Folge einer Schädel-Hirn-Verletzung
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen in die Hausarztpraxis
Plötzliches Frieren, kalter Schweiß und auffallend graue, kühle Haut; Zittern, Unruhe, Angst; evtl. Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
Ursache:
Schock, z. B. bei
- Herzinfarkt
- Starkem Blutverlust, schwerer Allergie, Entzugssyndrom bei Alkoholabhängigkeit
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen
Erstmaßnahme:
- Betroffene sofort flach hinlegen, Beine hoch lagern
Plötzliches Frieren und kalter Schweiß bei bekanntem Diabetes; Heißhunger, Herzklopfen, Zittern; evtl. Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
Ursache:
- Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen bei eingetretener Bewusstlosigkeit
Erstmaßnahme:
- Bei vorhandenem Bewusstsein aufgelösten Traubenzucker, Softdrink oder Fruchtsaft einflößen
Anfallartiges Kälte- und Taubheitsgefühl mit scharf begrenzter Weißfärbung von Fingern und/oder Zehen; meist ausgelöst durch Stress oder Kälte; Anfallsdauer wenige Minuten
Ursache:
- Raynaud-Phänomen oft als Begleiterscheinung von Kollagenosen
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen in die Hausarztpraxis
Selbsthilfe:
- Im Anfall Hände massieren, bewegen, unter die Achseln stecken oder in fließend warmes Wasser halten
Kältegefühl und Schmerzen in einem oder beiden Beinen bei längerem Gehen, evtl. auch im Liegen; blasse Haut und evtl. Taubheitsgefühl am betroffenen Bein; evtl. offene Stellen an Fuß oder Unterschenkel
Ursache:
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden neu auftreten
Selbsthilfe:
- Gutes Schuhwerk
- Anheben des Kopfteils am Bett bei nächtlichem Kältegefühl
- Unbedingter Rauchverzicht
Plötzliches Kälte- und Spannungsgefühl in Wade oder ganzem Bein; Umfangsvermehrung des betroffenen Beins, evtl. bläulich glänzende Haut; Schmerzen beim Gehen und beim Husten
Ursache:
- Tiefe Venenthrombose, z. B. bei Bettlägerigkeit, Beingips, Langstreckenflügen
Maßnahme:
- Sofort in die Hausarztpraxis, wenn zusätzlich Atemnot auftritt, ansonsten am selben Tag
Selbsthilfe:
- Bein hochlagern
Ständiges oder wiederkehrendes Kältegefühl, Schmerzen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl; meist strumpfförmige Ausdehnung an Unterschenkeln und Füßen
Ursache:
- Polyneuropathie, z. B. als Spätfolge von Diabetes oder Alkoholabhängigkeit
- Dissoziative Störung
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Hausarzt*in oder Neurolog*in, wenn die Beschwerden neu auftreten
Anfallartiges Kältegefühl in Armen und/oder Beinen bei Medikamenteneinnahme
Ursache:
- Durchblutungsstörungen, z. B. als Nebenwirkung von Betablockern, Ergotaminen zur Behandlung von Migräne
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn Sie die Beschwerden als Nebenwirkung auf dem Beipackzettel eines verordneten Medikaments finden
Ihre Apotheke empfiehlt
Kreislauf anregen.
Ist eine mangelnde Hautdurchblutung der Auslöser für erhöhte Kälteempfindlichkeit, hilft es, den Kreislauf in Schwung zu bringen. Regelmäßige Bewegung, v. a. mit Schwitzen, an der frischen Luft und bei wechselnden Temperaturen, lassen Beschwerden im Alltag oft verschwinden. Auch Saunabesuche, Kneipp-Bäder oder kräftige Massagen (z. B. mit Rosmarinöl) steigern die Durchblutung im ganzen Körper.
Diäten und Fastenkuren führen bei vielen Menschen zu ständigem Frieren – einfach, weil bei ihnen der Stoffwechsel auf „Energiesparen“ umstellt. In diesem Fall ist eine Normalisierung der Kalorienmenge die richtige Maßnahme. Ist eine Gewichtsreduktion das Ziel, sollte diese ganz langsam erfolgen mit nicht mehr als 500 g Gewichtsverlust pro Woche.
Alkoholkonsum.
Alkoholische Getränke führen kurzfristig zu Wärmegefühlen, aber in den Stunden danach zu starkem Frieren – keine Idee also, um den Kreislauf widerstandsfähig gegen Kälte zu machen.
Kommt man ausgekühlt wieder ins Warme, sind heiße Getränke oder Suppen das Mittel der Wahl. Sie wärmen von innen, und reflektorisch stellen sich innerhalb weniger Minuten auch die Blutgefäße der Haut wieder weit.
Wärmeverlust reduzieren.
Sich richtig zu kleiden, bedeutet nicht nur, im Winter zum dicken Pulli zu greifen. Wichtig ist auch, gerade die Körperteile dick einzupacken, über die besonders viel Wärme verloren geht. Das sind neben dem Kopf alle Körperteile, die wenig durchblutet werden, also z. B. Finger, Zehen, Ohren. Um zu verhindern, dass Hände und Füße schnell auskühlen, helfen warme Socken und Handschuhe. Eine wärmende Mütze verhindert eine starke Wärmeabgabe über den Kopf und die Ohren.
Ausreichend Schlafen und Entspannen.
Ständiges Frösteln ist häufig ein Zeichen von Übermüdung und Erschöpfung. Das liegt daran, dass ein erschöpfter Körper die Temperatur weniger gut reguliert als ein entspannter. Bei Stress verengen sich außerdem die Blutgefäße, sodass Haut, Nase, Ohren, Finger und Zehen weniger gut durchblutet und mit Wärme versorgt sind. Übrigens: wer kalte Füße hat, schläft nachgewiesenerweise schlechter.
Gegen chronischen Stress und Erschöpfung helfen Entspannungstechniken wie Meditation und Progressive Muskelentspannung. Auch Yoga ist gut, weil es die Muskelspannung und -entspannung verbessert. Besonders wirksam bei chronischem Stress sind Kurse zur achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR = mindfulness based stress reduction). Die Krankenkassen übernehmen in vielen Fällen einen Anteil der Kurskosten.