Übelkeit und Erbrechen mit Bauchbeschwerden

mauritius images / Jochen Tack / imageBROKER
Übelkeit und Erbrechen gehen oft mit Bauchbeschwerden und Abgeschlagenheit einher.

Übelkeit und Erbrechen entsteht nicht im Bauch, sondern im Gehirn, genauer gesagt im Brechzentrum. Das Brechzentrum wird zum Beispiel durch verdorbene Nahrung, Giftstoffe oder manche Medikamente im Blut gereizt. Auch ungewöhnlich hohe Konzentrationen bestimmter Stoffwechselprodukte und Hormone (z. B. Histamin, Schwangerschaftshormon) aktivieren das Brechzentrum. Dann reagieren einige Muskeln reflexhaft: Der untere Schließmuskel der Speiseröhre erschlafft, das Zwerchfell und die Bauchmuskeln ziehen sich schnell zusammen. Das erhöht den Druck auf den Bauchraum und den Magen. Gleichzeitig kehrt die Muskulatur der Speiseröhre ihre wellenförmigen, normalerweise Richtung Magen gerichteten Bewegungen um. Dadurch wird der Mageninhalt schwallartig nach außen befördert.

Erbrechen ist also ein aktiver Prozess – im Gegensatz zum Hochwürgen unverdauter Nahrung (Regurgitation). Dieses tritt als passiver Vorgang bei verschiedenen Erkrankungen der Speiseröhre auf, meist ohne vorangehende Übelkeit.

Die Suche nach den Ursachen für Übelkeit und Erbrechen bereitet oft Schwierigkeiten, da beide Symptome bei zahlreichen Erkrankungen vorkommen. Bei der Diagnosesicherung sind sie deshalb für die Ärzt*in meist nur Nebensymptome. Entscheidend sind zusätzliche Beschwerden, wie beispielsweise Gewichtsverlust, Bauch- und Kopfschmerzen, Durchfall, Fieber und Schwindel – genauso wie die äußeren Begleitumstände: Erkrankungen im Umfeld (Infektionen), kürzliche Reisen und eingenommene Medikamente.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Völlegefühl, Übelkeit und evtl. Erbrechen nach ungewöhnlich üppigen oder rasch eingenommenen Mahlzeiten

Ursache:

  • Überlastung des Magens

Maßnahme:


Plötzlich auftretendes Erbrechen mit Bauchschmerzen und Durchfall; evtl. Fieber; evtl. ähnliche Erkrankungen in der Familie oder Umgebung

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Giftnotruf bei Verdacht auf Vergiftungen
  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis, wenn keine Flüssigkeit behalten wird, bei hohem Fieber, Schwindel, Verwirrtheit
  • Nach 3 Tagen, wenn sich die Beschwerden nicht bessern

Selbsthilfe:

  • Viel trinken, bei starkem Brechreiz schluckweise, z. B. Wasser, Kamillentee

Übelkeit und Erbrechen, regelmäßig nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel; oft Bauchschmerzen, Durchfall und/oder Blähungen; evtl. Juckreiz und pelziges Gefühl im Mund; evtl. Heuschnupfen, Asthma oder Hautausschlag

Ursachen:

Maßnahme:

  • Bei starken Beschwerden am selben Tag, sonst in den nächsten Wochen in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Meiden von unverträglichen Nahrungsmitteln, bei Allergieneigung auch von Rohkost und Fertigprodukten

Übelkeit, Erbrechen und Aufstoßen, verbunden mit Schmerzen und/oder Druckgefühl in der Magengegend; Völlegefühl, Appetitlosigkeit; evtl. Bluterbrechen und/oder schwarzer Stuhl

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Sofort in die Hausarztpraxis, wenn der Stuhl schwarz ist (Teerstuhl), die Schmerzen in die linke Schulter oder den Rücken ziehen
  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn eine Besserung ausbleibt

Selbsthilfe:


Wiederholtes Erbrechen mit Sodbrennen und saurem Aufstoßen; schmerzhafte Schluckbeschwerden; Druckgefühl hinter dem Brustbein

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in

Selbsthilfe:

  • Häufige, kleine Mahlzeiten
  • Nach einer Mahlzeit 2–3 Stunden nicht hinlegen
  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen

Wiederholtes Hochwürgen unverdauter Nahrung; evtl. Schluckbeschwerden; evtl. Schmerzen hinter dem Brustbein oder im Rücken; evtl. Gewichtsverlust

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe bei Achalasie:

  • Langsam essen, gut kauen, viel trinken
  • Nach einer Mahlzeit 2–3 Stunden nicht hinlegen
  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen

Übelkeit, Appetitlosigkeit, Abneigung gegen Fett und Abgeschlagenheit; anfangs oft grippeähnliche Beschwerden; Druckgefühl im rechten Oberbauch; evtl. Gelbsucht (Ikterus), dunkler Urin, entfärbter Stuhl, Juckreiz

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis bei grippeähnlichen Beschwerden in Verbindung mit Gelbfärbung der Haut, dunklem Urin oder entfärbtem Stuhl

Selbsthilfe:

  • Schonen
  • Vollständiger Verzicht auf Alkohol
  • Absetzen der "Pille"

Übelkeit und Erbrechen, verbunden mit Oberbauch- und Flankenschmerzen; Fieber und Schüttelfrost; meist Schmerzen beim Wasserlassen

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe:

  • 2 Liter täglich trinken, z. B. Blasentee

Dauerhafte oder wiederkehrende Übelkeit und Erbrechen, verbunden mit Schmerzen in Oberbauch und Rücken; oft Verschlimmerung durch fettreiches Essen, Alkohol; evtl. massiger, fettglänzender Stuhl; evtl. Gewichtsabnahme

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung:

  • Häufige, kleine, fettarme Mahlzeiten
  • Verzicht auf Alkohol

Übelkeit und Erbrechen mit einsetzenden, gürtelförmigen Oberbauchschmerzen; häufig einige Stunden nach Alkohol oder fettem Essen; evtl. Fieber und/oder Gelbsucht (Ikterus); evtl. Schockzeichen

Ursache:

Maßnahmen:

  • Bei Schockzeichen (blassgraue schweißige Haut, Unruhe, Angst) Notruf wählen
  • Ansonsten sofort in die Klinik

Übelkeit und Erbrechen mit krampfartigen Oberbauchschmerzen bei Diabetikern; starker Durst; fruchtiger Mundgeruch; zunehmende Bewusstseinstrübung

Ursache:

Maßnahme:

  • Notruf wählen oder in die nächste Klinik

Erstmaßnahme:

  • Falls Urin-Teststreifen verfügbar, sofort Blutzucker und Ketonkörper im Urin messen

Völlegefühl und Übelkeit nach Mahlzeiten bei langjährigem Diabetes, später auch Erbrechen, Bauchschmerzen

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis

Wiederkehrende Übelkeit, Aufstoßen und Appetitlosigkeit mit Bauchschmerzen; Durchfall und/oder Verstopfung mit kleinen Kotballen (oft im Wechsel); Schmerzbeginn oft am Morgen, Besserung nach dem Stuhlgang

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe:


Übelkeit und Erbrechen, verbunden mit stärksten, kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch; oft Schmerzausstrahlung in die rechte Schulter; evtl. Gelbsucht (Ikterus), dunkler Urin, Juckreiz

Ursache:

Maßnahme:

  • Sofort in die Hausarztpraxis oder in die Klinik

Übelkeit und Erbrechen, verbunden mit stärksten, kolikartigen Schmerzen in einer Flanke; oft Ausstrahlung in seitlichen Unterbauch, Schamlippen bzw. Hoden und/oder Rücken; evtl. blutiger Urin

Ursache:

Maßnahme:

  • Notruf wählen oder in die nächste Klinik

Übelkeit und Erbrechen, verbunden mit rasch zunehmenden Schmerzen, die vom Nabel zum rechten Unterbauch wandern

Ursache:

Maßnahmen:

  • Sofort in die nächste Klinik fahren (lassen) bei starken Schmerzen oder hartem Bauch
  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis bei Dauerschmerzen im rechten Unterbauch

Übelkeit und Erbrechen, selten Koterbrechen, verbunden mit rasch zunehmenden, heftigsten Bauchschmerzen; aufgetriebener Bauch; kein Abgang von Wind oder Stuhl

Ursachen:

Maßnahme:

  • Notruf wählen

Übelkeit und Erbrechen, verbunden mit rasch zunehmenden, heftigsten Bauchschmerzen und brettharter Bauchdecke; oft plötzlicher Schmerzbeginn an einer begrenzten Stelle; Kaltschweißigkeit, Herzrasen, Angst; meist Fieber

Ursache:

Bauchfellentzündung (Peritonitis), z. B. bei

Maßnahme:

  • Notruf wählen

Ihre Apotheke empfiehlt

Viel trinken.

Erbrechen und Durchfall entziehen dem Körper reichlich Wasser und Mineralsalze. Diesen Verlust gilt es durch viel Trinken auszugleichen. Erlaubt ist, worauf man Lust hat, auch bei Kindern. Zu meiden sind lediglich säurehaltige Getränke wie unverdünnte Fruchtsäfte und natürlich Alkohol. Die Salzverluste können durch Gemüsebrühe (Boullion) oder zweimal täglich eine Messerspitze Salz im Mineralwasser ausgeglichen werden. Bei Kindern unter zwei Jahren sollten ausgewogene Fertigpräparate verwendet werden (Elektrolytlösungen). Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet, lebensbedrohlich auszutrocknen. Bei schwerem Erbrechen oder Durchfällen im Säuglingsalter ist deshalb eine Kinderarztpraxis oder -klinik aufzusuchen.

Cook it or peel it.

Gerade bei Fernreisen lassen sich viele Magen-Darm-Erkrankungen vermeiden. Die wichtigste Regel lautet: "Cook it, peel it or leave it" (Nahrungsmittel kochen, schälen oder nicht essen). Risikoreich ist neben Salaten und Früchten vor allem Wasser – einschließlich Wasser, welches von Restaurants zur Essenszubereitung benutzt wird. Achtung: Eine oft vergessene Infektionsquelle sind Eiswürfel in Getränken.

Hygiene beim Kochen.

Eine sorgfältige Nahrungszubereitung und -lagerung schützt vor infektiösen Magen-Darm-Erkrankungen. Tiefkühlgeflügel und -fleisch muss vor der Zubereitung sorgfältig gewaschen werden. Sie sind oft mit Salmonellen kontaminiert, die die niedrigen Temperaturen überstehen. Fleisch, Geflügel und Eier sollten ausreichend lange und bei hohen Temperaturen gegart werden. Das lässt sich beim Anschneiden des Fleisches auf dem Teller leicht überprüfen: Blasse oder sogar blutige Stellen sind Anzeichen unzureichender Erhitzung. Zudem sollte man für Fleisch und Gemüse immer getrennte Schneidbretter verwenden, um keine Erreger zu übertragen.

Magenschleimhaut schonen.

Wer immer wieder unter einer gereizten Magenschleimhaut oder sogar einem Magengeschwür leidet, sollte auf Reizstoffe besser verzichten. Dazu gehören z. B. Alkohol, Kaffee und Nikotin, aber auch zuckerhaltige Nahrungsmittel und Milch. Verzichten Sie außerdem auf Gewürze, die wie Pfeffer, Meerrettich oder Senf die Säurebildung anregen. Gleiches gilt für Medikamente, die nicht unbedingt eingenommen werden müssen, vor allem für Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und andere NSAR-Schmerzmittel. Achten Sie zudem darauf, anstelle von drei üppigen Mahlzeiten mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen.

Tagebuch führen.

Auslösern von Verdauungsbeschwerden ist oft nur schwer auf die Spur zu kommen. Gerade wenn eine Nahrungsmittelunverträglichkeit im Raum steht, kann das Führen eines Beschwerdetagebuchs hilfreich sein. Dabei notieren Betroffene genau, was sie gegessen haben und auch ob und welche Beschwerden aufgetreten sind. Solche Aufzeichnungen sind sehr viel zuverlässiger als das Gedächtnis und lassen Zusammenhänge schneller aufspüren.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 14:13 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.