Hunger hat nur wenig mit einem leeren Magen zu tun, folgt man den aktuellen Forschungsergebnissen. Hungergefühle entstehen vielmehr durch einen absinkenden Blutzuckerspiegel und durch abnehmende Reserven in unseren Fettzellen. Beide Vorgänge lösen Hungergefühle aus und zwingen uns, nach Nahrung zu suchen oder zumindest an die nächste Mahlzeit zu denken, egal ob im Urwald, in der Straßenbahn oder im Büro. Wer kurz zuvor körperliche Leistungen wie eine Bergtour oder Handwerksarbeiten erbracht hat, verspürt diesen Hunger besonders intensiv. Doch auch soziale und psychische Signale beeinflussen, wie stark das Bedürfnis nach Nahrung ist. Wem langweilig ist oder wer Kummer hat, isst oft auch mit nur wenig oder ganz ohne Hunger. Über längere Zeit praktiziert, droht eine beträchtliche Gewichtzunahme – der Kummerspeck.
Anlass zur Sorge geben gesteigerter Appetit und Heißhunger immer dann, wenn sie plötzlich auftreten, und trotz ausreichendem Essen gleichzeitig Gewicht verloren wird. In Frage kommen dann neben psychischen Erkrankungen Stoffwechselstörungen wie ein noch nicht behandelter Diabetes mellitus und die Schilddrüsenüberfunktion, aber auch eine Infektion mit Würmern.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Heißhungerattacken, im Wechsel mit provoziertem Erbrechen und/oder extremem Fasten; meist normales Körpergewicht; oft Missbrauch von Abführmitteln bzw. Abführmitteln zur Gewichtsreduktion
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Häufige Heißhungerattacken, oft mit der Folge starken Übergewichts
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Gesteigerter Appetit, evtl. nur auf bestimmte Nahrungsmittel (z. B. Süßes) bei Stress, seelischer Belastung, Langeweile
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Heißhunger vor der Monatsblutung; Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen; evtl. Brustspannen, Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen
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Gesteigerter Appetit, oft nur auf bestimmte Nahrungsmittel, und/oder Heißhungerattacken bei Schwangeren
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Gesteigerter Appetit und starker Durst mit gleichzeitigem Gewichtsverlust
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Heißhungerattacken mit Beschwerden wie Zittern, Schwitzen, Angst, Verwirrtheit; oft ausgelöst durch körperliche Anstrengung, unzureichende Nahrungsaufnahme
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Gesteigerter Appetit mit gleichzeitigem Gewichtsverlust und vermehrtem Schwitzen; Zittern der Hände, Nervosität, Durchfall; evtl. hervortretende Augen
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Gesteigerter Appetit mit starkem Gewichtsverlust und deutlichem Leistungsknick
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Gesteigerter Appetit bei Medikamenteneinnahme
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Heißhungerattacken während oder nach einer schnellen Ernährungsumstellung oder Diät
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Appetitlosigkeit im Wechsel mit Heißhungerattacken und Gewichtsverlust trotz regelmäßigem Essen; evtl. Ausscheidung von sichtbaren Würmern oder Wurmbestandteilen
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Heißhungerattacken, im Wechsel mit provoziertem Erbrechen und/oder extremem Fasten; meist normales Körpergewicht; oft Missbrauch von Abführmitteln bzw. Abführmitteln zur Gewichtsreduktion
Ursachen:
- Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
Selbsthilfe:
- Nach den Mahlzeiten eine halbe Stunde zur Entspannung einräumen
Häufige Heißhungerattacken, oft mit der Folge starken Übergewichts
Ursache:
- Binge Eating (Fresssucht)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in, Psychotherapeut*in oder Psycholog*In
Gesteigerter Appetit, evtl. nur auf bestimmte Nahrungsmittel (z. B. Süßes) bei Stress, seelischer Belastung, Langeweile
Ursachen:
- Psychische Reaktion, oft im Sinne einer Ersatzhandlung
- Depressive Verstimmung, v. a. Winterdepression
Selbsthilfe:
- Stressmanagement, Entspannungsverfahren wie Autogenes Training
Heißhunger vor der Monatsblutung; Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen; evtl. Brustspannen, Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen
Ursache:
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Frauenärzt*in, wenn Sie unter stärkeren PMS-Beschwerden leiden
Selbsthilfe:
- Viel Bewegung
- Präparate mit Agnus castus (z. B. Femicur®)
Gesteigerter Appetit, oft nur auf bestimmte Nahrungsmittel, und/oder Heißhungerattacken bei Schwangeren
Ursache:
- Normale Reaktion auf die hormonelle Umstellung während einer Schwangerschaft
Maßnahme:
- Achten Sie auf Ihre Ernährung, wenn Sie im 2. Drittel mehr als 400 g, im 3. Drittel mehr als 500 g pro Woche zunehmen
Gesteigerter Appetit und starker Durst mit gleichzeitigem Gewichtsverlust
Ursache:
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in
Heißhungerattacken mit Beschwerden wie Zittern, Schwitzen, Angst, Verwirrtheit; oft ausgelöst durch körperliche Anstrengung, unzureichende Nahrungsaufnahme
Ursachen:
- Unterzuckerung (Hypoglykämie) bei Diabetes
- Insulinom
- Entzugssyndrom bei Alkoholabhängigkeit und Drogensucht
Maßnahme:
- Notarzt rufen bei Krampfanfällen, Bewusstseinstrübung, blass-kalter Haut
Selbsthilfe:
- Traubenzucker oder Fruchtsaft einnehmen bzw. einflößen
Gesteigerter Appetit mit gleichzeitigem Gewichtsverlust und vermehrtem Schwitzen; Zittern der Hände, Nervosität, Durchfall; evtl. hervortretende Augen
Ursache:
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in
Gesteigerter Appetit mit starkem Gewichtsverlust und deutlichem Leistungsknick
Ursache:
- Verschiedene Krebserkrankungen
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in
Gesteigerter Appetit bei Medikamenteneinnahme
Ursache:
- Nebenwirkung, z. B. von Vitamin-B-Präparaten, Kortisontherapie, Lithium
Maßnahme:
- Beim nächsten Besuch in der ärztlichen Praxis ansprechen, wenn Sie diese Nebenwirkung auf dem Beipackzettel eines verordneten Medikaments finden
Heißhungerattacken während oder nach einer schnellen Ernährungsumstellung oder Diät
Ursache:
- Jojo-Effekt bei Diäten
Selbsthilfe:
- Statt Diät eine langfristige, gemäßigte Ernährungsumstellung
Appetitlosigkeit im Wechsel mit Heißhungerattacken und Gewichtsverlust trotz regelmäßigem Essen; evtl. Ausscheidung von sichtbaren Würmern oder Wurmbestandteilen
Ursache:
- Wurmerkrankungen, z. B. Bandwürmer
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen bis Wochen zur Hausärzt*in; Stuhlgang mit eventuellen Wurmbestandteilen aufheben und mitbringen
Ihre Apotheke empfiehlt
Auf den Körper hören.
Stress und Hektik sind oft der Grund, warum Mahlzeiten unter Zeitdruck oder nur im Vorübergehen eingenommen werden. Die Konsequenz: Eintretende Sättigungsgefühle werden nicht wahrgenommen, gegessen wird, bis nichts mehr übrig ist. Außerdem ist der Magen zwar voll, die Lust auf ein Geschmackserlebnis aber bleibt. Besser ist es, bewusst zu essen und so auch die „sinnlichen“ Bedürfnisse zu stillen.
Langsam essen.
Bis zu 20 Minuten dauert es, bis das Sättigungsgefühl eintritt. Wer sein Essen also schnell herunterschlingt, verpasst vielleicht den richtigen Moment, um aufzuhören. Denn auch wer Heißhunger hat, braucht meist keine riesigen Portionen, um seinen Appetit zu stillen.
Sich an Richtwerten orientieren.
Ist das Gefühl für die richtige Portionsgröße erstmal verloren gegangen, helfen einfache Richtwerte, um sich wieder an normale Essensmengen heranzutasten. Die richtige Menge Spaghetti pro Person beispielsweise ist – ungekocht und im Bündel gefasst – im Durchmesser so groß wie ein Zwei-Euro-Stück.
Viele Ballaststoffe essen.
Egal ob im Take away gekauft oder zu Hause zubereitet: Fertignahrung hat meist eine hohe Nährstoffdichte, sodass schon kleine Portionen den Energiebedarf decken, aber kein Gefühl eines „vollen Magens“ vermitteln. Genau das Gegenteil ist bei Nahrungsmitteln mit hohem Ballaststoffanteil der Fall. Von Salaten, Vollkornprodukten und Gemüse lassen sich große Mengen verspeisen, ohne zu viele Kalorien zu sich zu nehmen.
Alle Geschmacksrichtungen bedienen.
Im Ayurveda gilt: In jeder Mahlzeit sollten möglichst alle Geschmacksrichtungen enthalten sein. So verspürt man nach deftigen, also salzigen oder gar scharfen Gerichten oft vermehrt Appetit nach einem süßen Abschluss. Anstatt sich ein kleines Dessert zu versagen und sich dann im Anschluss ein großes Stück Schokolade vorzunehmen, sollten Sie Ihre Mahlzeiten lieber abwechslungsreich gestalten.
Sich ablenken.
Langeweile und negative Gefühl sind ein häufiger Anlass für Heißhungerattacken. Das Essen nimmt dann die Funktion einer Ersatzbefriedigung ein. Wenn Sie bei sich ein solches Muster erkennen, nehmen Sie sich Aktivitäten vor, die Sie in der kritischen Situation stattdessen ausüben. Gut eignen sich Spaziergänge, ein Treffen mit Freunden [gut wegen sozialer Kontrolle] oder auch Beschäftigungen wie Gartenarbeit. Weniger geeignet ist der Griff zur Fernbedienung – gerade beim Fernsehen ist der Snack nebenher für viele eine Selbstverständlichkeit.
Haben Sie nach einer Heißhungerattacke das Bedürfnis, das zu viel Gegessene wieder erbrechen zu müssen – oder können Ihre Heißhungerattacken nicht mehr unter Kontrolle halten, suchen Sie rechtzeitig ärztlichen und psychotherapeutischen Rat! Denn allein ist es nahezu unmöglich, aus dieser Situation wieder herauszukommen.
Reinfektionen vermeiden.
Liegt gesteigertem Appetit eine Wurminfektion zugrunde, sollten Sie sich nicht nur von der Ärzt*in die passenden Medikamente verschreiben lassen, sondern auch unbedingt eine Wiederansteckung vermeiden. Wichtig ist, mögliche Eier oder Larven auf keinen Fall zu verschleppen. Das bedeutet, dass Kleidung und Bettwäsche gründlich gewaschen werden. Auch sollten Sie sich nach jedem Toilettengang besonders gründlich die Hände waschen. Denken Sie auch daran, alle vielleicht angesteckten Familienmitglieder mitbehandeln zu lassen und Haustiere regelmäßig zu entwurmen (gegen Band- Fadenwürmer!).