Durchfall (chronisch)

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Eine bakterielle Fehlbesiedlung ist eine von vielen Ursachen für Bauchschmerzen und chronischen Durchfall.

Während der Dickdarm mehr als 10 Billionen Bakterien beherbergt, die für den Verdauungsvorgang unerlässlich sind, befinden sich im Dünndarm nur wenige Bakterien. Vermehren sie sich, stört dies die normale Verdauungsfunktion und führt zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfällen und Mundgeruch, evtl. auch zu Gewichtsabnahme.

Eine derartige bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms findet sich besonders häufig nach Magen- oder Darmoperationen, aber auch im Zusammenhang mit Morbus Crohn, Sklerodermie oder Pankreasinsuffizienz. In vielen Fällen bleibt die Ursache ungeklärt. Mit dem Wasserstoff-Atemtest lässt sich der Verdacht einer bakteriellen Fehlbesiedlung bestätigen, jedoch keine bestimmte Störung mit Sicherheit beweisen. Die Behandlung beinhaltet eine milchzuckerfreie Diät sowie die langfristige Einnahme von Antibiotika.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Wiederholte Durchfälle mit oder ohne Bauchschmerzen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Wiederkehrende, schleimige oder wässrige Durchfälle, bis 6 x täglich; krampfartige Schmerzen v. a. im rechten Unterbauch; Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit; evtl. leichtes Fieber

Ursache:

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

  • Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa (weniger typisch)

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zum Hausarzt bei starken Schmerzen und hohem Fieber
  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt, wenn sich die Beschwerden nach 3 Tagen nicht bessern

Wiederkehrende, schleimig-blutige Durchfälle, bis 20 x täglich; krampfartige oder drückende Bauchschmerzen, verstärkt beim Stuhlgang; oft Fieber

Ursache:

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

  • Colitis ulcerosa
  • Morbus Crohn (weniger typisch)

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zum Hausarzt bei starken Schmerzen und hohem Fieber
  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt, wenn sich die Beschwerden nach 3 Tagen nicht bessern

Wiederkehrende, schleimige oder blutige Durchfälle, oft im Wechsel mit Verstopfung; krampfartige Schmerzen v. a. im linken Unterbauch; oft Fieber

Ursache:

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zum Hausarzt bei starken Schmerzen und hohem Fieber
  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt, wenn sich die Beschwerden nach 3 Tagen nicht bessern

Wiederkehrende, oft blutige Durchfälle im Wechsel mit Verstopfung; oft Stuhlabgang mit dem Wind; evtl. krampfartige Bauchschmerzen; Müdigkeit, Gewichtsverlust

Ursache:

Maßnahme:

  • Bei starken Schmerzen am selben, sonst in den nächsten Tagen zum Hausarzt

Wiederkehrende breiige, evtl. schleimige Durchfälle im Wechsel mit Verstopfung; Schmerzen v. a. im Unterbauch; oft kleine, harte Kotballen mit Schleimauflagerung; oft Blähungen, Völlegefühl

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Selbsthilfe:

  • Entspannungsverfahren
  • Häufige kleine, ballaststoffreiche Mahlzeiten

Wiederkehrende oder anhaltende Durchfälle; Gewichtsverlust trotz Appetit; Nervosität, Schwitzen

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Wiederkehrende Durchfälle mit anfallartiger Hautrötung

Ursache:

  • Karzinoid, ein hormonproduzierender Tumor

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Wiederkehrende oder anhaltende Durchfälle bei langjährigem Diabetes; oft leichte Stuhlinkontinenz

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt

Anhaltende, oft übelriechende Durchfälle mit auffallend großen Stuhlmengen; oft fettglänzende Stühle von lehmartiger oder klebriger Konsistenz; oft Gewichtsverlust; evtl. Blässe, Entzündungen im Mundbereich, Nachtblindheit

Ursache:

Verdauungsinsuffizienz (Malassimilation), z. B. bei

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Wiederkehrende Durchfälle nach Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel; oft Erbrechen, Bauchschmerzen und/oder Blähungen; evtl. Juckreiz oder pelziges Gefühl im Mund; evtl. Heuschnupfen, Asthma oder Hautausschlag

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zum Hausarzt bei starken Beschwerden
  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt bei wiederkehrenden Beschwerden

Selbsthilfe:

  • Meiden von unverträglichen Nahrungsmitteln, bei Allergieneigung auch von Rohkost und Fertigprodukten

Wiederkehrende oder anhaltende Durchfälle bei Alkoholabhängigkeit

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Wiederkehrende oder anhaltende Durchfälle bei Medikamenteneinnahme

Ursache:

Häufige Nebenwirkung, z. B. von

  • Abführmitteln
  • Schmerz- und Rheumamitteln (NSAR)
  • Eisenpräparaten und Magnesiumpräparaten
  • Asthmamitteln

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt, wenn das Mittel ärztlich verordnet wurde und Sie unter dem Durchfall leiden

Selbsthilfe:

  • Bei Selbstmedikation Mittel absetzen

Ihre Apotheke empfiehlt

Selbstmedikation.

Medikamente gegen akuten Durchfall wie Loperamid normalisieren auch beim chronischen Durchfall für eine gewisse Zeit die Frequenz der Stuhlgänge und lindern begleitende Beschwerden. Sie lösen aber nicht das Problem und sind deshalb nur im Einzelfall und über einen kurzen Zeitraum sinnvoll.

Eher sind Flohsamen (Psyllium) einen Versuch wert: sie haben nicht nur die Fähigkeit, harten Stuhl weicher, sondern auch flüssigen Stuhl fester zu machen. Letzteres kann beim chronischen Durchfall Erleichterung bringen.

Andere pflanzliche Zubereitungen gegen Durchfall enthalten z. B. Gerbstoffe aus Eichenrinde oder schwarzen und grünen Teeblättern, die beruhigend auf die Darmschleimhaut wirken.

Entscheidend bei chronischem Durchfall ist jedoch die effektive Behandlung der Grunderkrankung. Je früher diese herausgefunden ist, desto rascher lässt sich ein belastender, anhaltender Durchfall überwinden.

Auf die Ernährung achten.

Empfehlenswert bei allen Durchfallerkrankungen sind häufige kleine Mahlzeiten – spätabends und nachts sollte der Darm allerdings zur Ruhe kommen dürfen. Zudem ist es wichtig, sich beim Essen Zeit zu nehmen und über den Tag verteilt ausreichend zu trinken. Bei der Auswahl der Nahrungsmittel gilt als Faustregel: alles was der Patient verträgt, ist erlaubt.

Für Betroffene mit chronischen Beschwerden ist häufig eine sogenannte "leichte Vollkost" gut verträglich. Sie enthält ausreichend Ballaststoffe, deckt den Vitamin- sowie Nährstoffbedarf und wird nach folgenden Grundsätzen zusammengestellt:

  • Meiden von schwer verdaulichen, blähenden und stark säure- oder zuckerhaltigen Lebensmitteln wie Kohl, Lauch, Hülsenfrüchten, scharfen Gewürzen, Limonade, sehr fetthaltigen Speisen
  • Berücksichtigen individueller Faktoren wie Lebensmittelunverträglichkeiten von z. B. Milchzucker (Laktose) oder Klebereiweiß (Gluten) sowie Allergien
  • Schonende Zubereitung von Nahrungsmitteln, das bedeutet bevorzugt dünsten und dämpfen statt braten und frittieren.

Stress reduzieren.

Häufig wird bei Patienten mit chronischem Durchfall keine organische Ursache für die Beschwerden gefunden. Sind die Durchfälle von Blähungen und wiederkehrenden Bauchschmerzen begleitet, spricht der Arzt vom Reizdarmsyndrom. Dieses zeigt an, dass das Verdauungssystem aus dem Gleichgewicht geraten ist - nach Expertenmeinung in vielen Fällen aufgrund von psychischer Belastung und chronischem Stress.

Neben einer begleitenden medikamentösen Behandlung haben bei der Therapie eine umfangreiche Aufklärung durch den Arzt und die Veränderung der Lebenssituation eine wichtige Bedeutung. Vielen Patienten hilft es, Entspannung und Ruhe in den Alltag einzubauen. Dafür eignen sich Verfahren wie Autogenes Training oder Biofeedback, Hypnose sowie psychotherapeutische Betreuung z. B. eine kognitive Verhaltenstherapie.

Medikation umstellen.

Durchfall ist eine Nebenwirkung zahlreicher Medikamente. Dazu gehören z. B. Antibiotika, Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAID, Eisen- und Magnesiumpräparate, Schilddrüsenhormone, Psychopharmaka (insbesondere die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) und Antidiabetika wie Acarbose. Viele dieser Arzneimittel werden regelmäßig und über lange Zeit eingenommen.

Bei Durchfällen als Medikamentennebenwirkung wird der behandelnde Arzt das Medikament wechseln oder zumindest seine Dosierung anpassen. Im Zweifelsfall hilft, in Rücksprache mit dem Arzt, ein Auslassversuch.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Miriam Knauer | zuletzt geändert am um 18:30 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.