Speiseröhren-Beweglichkeitsstörung

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Bei einer Speiseröhren-Beweglichkeitsstörung werden Schluckbeschwerden mit der Zeit immer ausgeprägter.

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Speiseröhren-Beweglichkeitsstörung (Ösophagus-Motilitätsstörung): Sammelbegriff für seltener auftretende Erkrankungen von Muskeln und Nerven der Speiseröhrenwand mit Störungen des Nahrungstransports. Typische Beschwerden sind krampfartige Brustschmerzen und Schluckbeschwerden. Die Behandlung ist schwierig, sie erfolgt mit krampflösenden Medikamenten, oft ist jedoch eine Operation nicht zu vermeiden.

Wichtigste Formen sind die Achalasie, bei der die Beweglichkeit der Speiseröhre vermindert ist, sowie der diffuse Ösophagusspasmus und die Nussknacker-Speiseröhre (hyperkontraktiler Ösophagus), für die eine erhöhte Kontraktionsstärke oder -häufigkeit der Speiseröhre charakteristisch ist, das heißt die Speiseröhre öffnet sich nicht weit genug, damit ein vorgekauter Nahrungsbissen problemlos passieren kann. Krankheitsverlauf und Therapieerfolg sind abhängig von der ursächlichen Funktionsstörung. Patienten mit einer Achalasie haben ein 30-fach erhöhtes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken.

  • Schluckbeschwerden, die im Laufe der Zeit immer ausgeprägter werden
  • Starke Schmerzen im Brustbereich, direkt hinter dem Brustbein
  • Bolusgefühl, d. h. das Gefühl, dass ein Nahrungsbrocken in der Speiseröhre steckenbleibt
  • Bei der Achalasie vor allem nachts Zurückströmen von Nahrung in die Mundhöhle.

In den nächsten Tagen, wenn

  • schon seit Tagen starke Schluckbeschwerden bestehen, die nicht von selbst wieder weggehen.

Noch heute, wenn

  • krampfartige Brustschmerzen auftreten.

Achalasie

Der Achalasie liegt eine Schädigung des Nervengeflechts (Plexus myentericus) in der unteren Speiseröhre zugrunde. Dadurch ist die Speiseröhre nur eingeschränkt beweglich, und der untere Ringmuskel (Ösophagussphinkter) kann bei der Nahrungspassage nicht ausreichend erschlaffen, sodass der Speisebrei nicht oder nur unvollständig aus der Speiseröhre in den Magen gelangt. Die Betroffenen empfinden krampfartige Brustschmerzen und haben Schluckbeschwerden. Nachts fließt die unverdaute Nahrung oft wieder in die Mundhöhle zurück. Die Schluckbeschwerden führen dazu, dass die Erkrankten immer weniger essen und an Gewicht verlieren.

Die Achalasie ist eine Erkrankung, bei der Nervenzellen im letzten Abschnitt der Speiseröhre absterben. Dadurch verengt sich der letzte Speiseröhrenteil, während sich der darüber liegende Teil der Speiseröhre ausweitet.
www.salevent.de, Michael Amarotico, München

Diffuser Ösophagusspasmus

Starke krampfartige Kontraktionen im mittleren und unteren Bereich der Speiseröhre, die keine vorantreibende Wirkung auf die Nahrung haben, sind typisch für den diffusen Ösophagusspasmus. Vor allem ältere Menschen leiden unter der Erkrankung, die mit attackeartigen starken Schmerzen im Brustbereich verbunden ist, die denen einer Angina pectoris ähneln, aber anders als diese unregelmäßig und nicht belastungsabhängig auftreten.

Nussknacker-Speiseröhre

Bei der Nussknacker-Speiseröhre zieht sich der untere Bereich der Speiseröhre extrem lange und stark zusammen. Durch das Zusammenziehen der Speiseröhrenmuskulatur bleiben leicht Nahrungsbrocken stecken, was zu einem unangenehmen Bolusgefühl führt. Der untere Ringmuskel funktioniert – wie auch beim diffusen Ösophagusspasmus – normal. Oft kommt ein Zurückfließen des Mageninhalts hinzu.

Mit einer Röntgenkontrastmittel-Untersuchung (Ösophagus-Breischluck) stellt der Arzt fest, welche Form der Speiseröhren-Kontraktionsstörung vorliegt. Die Speiseröhrendruckmessung zeigt ihm, wie stark die Beweglichkeit der Speiseröhre gestört ist. Um eine Krebserkrankung im Mageneingang auszuschließen, führt der Arzt außerdem meist eine Magen- und Speiseröhrenspiegelung inklusive der Entnahme von Gewebeproben durch.

Differenzialdiagnosen

Auszuschließen sind

  • Speiseröhrenkrebs und Magenkrebs. Dafür sprechen
    • Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt
    • Appetitlosigkeit und ungewollter Gewichtsverlust
    • Andauerndes Erbrechen
    • Eisenmangelanämie
  • Besonders bei Schmerzen oder Brennen hinter dem Brustbein: Herzerkrankung (Angina pectoris) und gastroösophageale Refluxerkrankung GERD
  • Seltener: Speiseröhrendivertikel, Zwerchfellbruch oder narbig veränderte Speiseröhre nach Speiseröhrenentzündung
  • Bei Fremdkörpergefühlen in der Speiseröhre: in der Speiseröhre hängengebliebener Fremdkörper wie z. B. eine Fischgräte, Hühnerknochen oder ihre Zahnprothese.

Behandlung der Achalasie

Operative Behandlung. Um den Transport der Nahrung von der Speiseröhre zum Magen zu verbessern, dehnt der Arzt den unteren Ringmuskel mit einem Ballonkatheter (Ballondilatation). Der Eingriff wird endoskopisch durchgeführt und ist meistens erfolgreich, doch auch nicht ohne Risiko: besonders Rissbildungen der Speiseröhre sind gefürchtet. Außerdem muss bei einem Drittel der Patienten die Aufweitung nach 1–5 Jahren wiederholt werden.

Als Alternative hat sich die endoskopische Injektion von Botulinumtoxin in den unteren Ringmuskel der Speiseröhre erwiesen. Das Nervengift lähmt den Muskel teilweise, sodass die Öffnung zum Magen weiter und somit für den Nahrungsbrei besser passierbar wird. Die Behandlung ist gut verträglich, muss aber alle 6–12 Monate wiederholt werden.

Bleiben beide Behandlungsmethoden erfolglos, empfiehlt der Arzt meist die operative Kardiamyotomie. Dabei werden die verdickten Muskeln im Bereich des Mageneingangs (Kardia) und am unteren Ringmuskel der Speiseröhre längs eingeschnitten.

Eine neuere Methode ist die Spaltung der verdickten Muskulatur über das Endoskop, die sogenannte perorale endoskopische Myotomie (POEM). Sie zeigt gute Resultate bei manchen Formen der Achalasie, eine endgültige Beurteilung, auch im Vergleich zu den etablierten Methoden, steht jedoch noch aus.

Auch wenn die operative Therapie die Beschwerden erfolgreich lindert, bleibt das Risiko für Speiseröhrenkrebs weiter bestehen. Deshalb sind regelmäßige endoskopische Kontrolluntersuchungen notwendig.

Medikamentöse Behandlung. Einigen Patienten, die keine invasive Therapie wünschen, helfen Kalziumantagonisten wie Nifedipin (z. B. Adalat®). Kalziumantagonisten lassen die Muskulatur erschlaffen, so auch die verkrampfte Muskulatur im unteren Teil der Speiseröhre. Dafür wird das Medikament eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit eingenommen. Die Wirkung tritt jedoch nur bei wenigen Betroffenen ein und das auch nur kurze Zeit.

Behandlung von Ösophagusspasmus und Nussknacker-Speiseröhre

Kalziumantagonisten (z. B. Adalat®) und Nitropräparate (z. B. Corangin® Nitrospray oder Nitrolingual® Kapseln) helfen die Krämpfe zu lösen. Bei beiden Erkrankungen lindert auch die Einspritzung von Botulinumtoxin in die Speiseröhrenmuskulatur die Beschwerden für einige Monate; eine dauerhafte Beschwerdefreiheit ist jedoch nicht zu erwarten. In sehr schweren Fällen kann wie bei der Achalasie eine Spaltung von verdickter Muskulatur, die sogenannte Myotomie, nötig werden.

Komplikationen der chirurgischen Behandlung

In etwa 3 % der Ballondilatationen reißt die Speiseröhre ein. Als unerwünschte Langzeitfolge von Ballondilatation und Kardiamyotomie tritt in ~ 15 % der Fälle eine bleibende Funktionsstörung des Ringmuskels auf, der die Refluxkrankheit zur Folge hat.

Speiseröhren-Bewegungsstörungen sind leider nicht heilbar, aber die verschiedenen Behandlungsmethoden können die Symptome lindern und Komplikationen vorbeugen. Vor allem bei der Achalasie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig, um den drohenden Speiseröhrenkrebs frühzeitig zu erkennen.

Was Sie selbst tun können

  • Essen Sie langsam und kauen Sie gut.
  • Meiden Sie Speisen und Getränke, die Sie schlecht vertragen.
  • Wählen Sie bei Schluckstörungen flüssige oder pürierte Speisen.
  • Trinken Sie viel Wasser zu den Mahlzeiten, da auf diese Weise die Speisen besser rutschen.
  • Halten Sie Ihren Oberkörper beim Essen aufrecht.
  • Wenn Ihnen das Schlucken während einer Mahlzeit besonders große Probleme bereitet, stehen Sie während der Mahlzeit auf und gehen ein paar Schritte umher.
  • Um die Nachtruhe zu verbessern, nehmen Sie die letzte Mahlzeit des Tages mindestens drei Stunden vor dem Zubettgehen ein und schlafen Sie möglichst mit erhöhtem Oberkörper; Näheres siehe Refluxkrankheit.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 11:19 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.