Häufigkeit: 5
Zellulite (Cellulite, Orangen[schalen]haut, Peau d'orange): Dellenbildung der Haut durch Fettpolsterbildung in der Unterhaut, v. a. im Bereich von Beinen, Hüften, Oberarmen und Gesäß. 80 % aller Frauen sind von davon betroffen, am häufigsten solche mit Übergewicht. Ursachen sind der spezielle Aufbau des weiblichen Unterhautfettgewebes, Bindegewebsschwächen und die Einwirkung von Östrogen. Maßnahmen zur Bekämpfung der häufig stark belastenden Hautveränderungen sind Gewichtsreduktion und Bewegung. Die massenhaft auf dem Markt angebotenen Anti-Zellulite-Produkte oder Zellulite-Behandlungen wirken im besten Fall oberflächlich und kurzfristig, sind in der Regel jedoch wirkungslos.
Hinweis: Die Bezeichnung Cellulitis (Zellulitis) wird zwar von vielen Frauenzeitschriften synonym verwendet, ist aber aus medizinischer Sicht irreführend, denn die Begriffsendung "-itis" weist auf eine Entzündung hin, die aber bei der Zellulite gar nicht vorliegt. Auch besteht Verwechslungsgefahr mit dem Englischen, wo mit Cellulitis die entzündlichen Erkrankungen Erysipel und Phlegmone zusammengefasst werden.
- Orangenhautphänomen beim Zusammenschieben der Haut
- Dellen und Knubbel, im Stehen und/oder Liegen, vor allem an den Oberschenkeln und dem Gesäß.
Demnächst, wenn
- oben genannte Hautveränderungen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen
- eine sichere Diagnose gewünscht wird.
Die Zellulite ist ein sehr häufiges und typisch weibliches Problem, etwa 80 % der Frauen sind davon betroffen. Ursache ist die besondere Beschaffenheit des weiblichen Fettgewebes. Vor allem an Beinen, Gesäß und Oberarmen wachsen die Fettzellen des Unterhautfettgewebes an und quellen dann zwischen den Bindegewebssträngen Richtung Oberfläche hervor. Die daraus entstehenden typischen Knubbel und Vertiefungen erinnern an die Schale einer Orange – daher auch der Name Orangenhaut.
Das Hervorquellen der angewachsenen Fettzellen wird durch die Anordnung der Bindegewebsstränge im Unterhautfettgewebe begünstigt. Damit sich die Haut im Falle einer Schwangerschaft elastisch dehnen kann, liegen die Fasern bei Frauen eher parallel und können auseinanderweichen – wodurch die Fettzellen leichter vorquellen und steppdeckenartige Polster bilden. Bei Männern sind die Bindegewebsstränge gitterartig angeordnet und fester, außerdem ist die Hornschicht ihrer Oberhaut dicker. Aus diesem Grund leiden Männer fast nie unter einer Zellulite (Ausnahmen sind Kastraten und – selten – stark übergewichtige Knaben).
Auslöser und Risikofaktoren
Östrogene fördern die Einlagerung von Fett in Fettzellen, außerdem hemmen sie den Fettabbau. Deshalb schwankt das Ausmaß einer Zellulite oft mit dem Monatszyklus: In Zeiten hoher Östrogenspiegel wie bei der Menstruation (aber auch in der Schwangerschaft) sind die störenden Hauterscheinungen meist deutlicher ausgeprägt. Verstärkt wird das ungünstige Zellulite-Erscheinungsbild zudem durch Übergewicht, Bindegewebsschwäche und Rauchen, möglicherweise auch durch die Pille. Oft tritt Zellulite auch in Verbindung mit Krampfadern auf, da der Stau in den Gefäßen zu Wasseransammlungen und zur Schwellung der Haut führt.
Schweregrade
Die Zellulite wird in 4 Schweregrade eingeteilt:
- Im Stadium I zeigt sich die Orangenhaut, wenn man z. B. an Oberschenkel oder Gesäß die Haut mit zwei Fingern zusammenschiebt.
- Im Stadium II werden Knubbel und Dellen beim Anspannen der Muskulatur, vor allem am Gesäß, sichtbar.
- Im Stadium III tritt die wellige Hautoberfläche auch ohne Muskelanspannung auf.
- Im Stadium IV zeigt sich eine ausgeprägte, höckerige Hautoberfläche auch in Ruhe und im Liegen.
- Eine andere, etwas einfachere Klassifikationen ist die Einteilung in 3 Stadien: Orangenhaut beim Zusammenschieben der Haut (I), Dellen im Stehen (II) und Dellen im Liegen (III).
Die Zellulite mit ihrer typischen Ausprägung erkennt die Hautärzt*in auf einen Blick.
Differenzialdiagnose. Dellen und Polster in oder auf der Haut können auch beim Lipödem auftreten.
Gewichtsnormalisierung. Bei Übergewicht sind die Fettzellen deutlich vergrößert, quellen also noch leichter durch schwaches Bindegewebe in Richtung Oberhaut. Bei einer Gewichtsabnahme schrumpfen die Fettzellen, weshalb die Reduktion von Übergewicht als eine der Basismaßnahmen gegen Zellulite gilt.
Gezielte Bewegung. Als wirkungsvollste Behandlung hat sich neben der Normalisierung des Gewichts der gezielte Muskelaufbau erwiesen. Am besten ist ein Lauftraining, weil es die für den Po- und Oberschenkelbereich entscheidenden Muskelpartien am stärksten aufbaut. Dieser Effekt kann durch gezieltes Problemzonen-Training (Fatburner-Programme) gesteigert werden. Dabei geht es nicht nur um den Muskelaufbau, sondern auch um den Kreislaufeffekt. Die gesteigerte Durchblutung sorgt für eine natürliche Lymphdrainage und verbessert somit die Ausschwemmung von Körperwasser, was das Erscheinungsbild ebenfalls verbessert.
Rauchverzicht. Um der Zellulite entgegenzuwirken, ist ein Rauchverzicht sinnvoll. Denn Nikotin verengt die Blutgefäße (auch der Haut), was den Stoffwechsel in diesen Regionen drosselt. Außerdem schädigt es die Kollagenstruktur des Hautbindegewebes.
Kompressionsstrumpfhosen. Bei Bindegewebsschwäche und Venenproblemen sind generell Kompressionsstrumpfhosen empfehlenswert, um die Blutzirkulation zu unterstützen. Ein positiver Effekt ist jedoch nur zu erzielen, wenn die Kompressionsstrumpfhosen regelmäßig getragen werden.
Die Zellulite kann im Verlauf des Lebens weiter zunehmen, bildet sich aber oft nach den Wechseljahren zumindest teilweise zurück.
Da viele Menschen unter einer Zellulite leiden, boomt der Markt der Anti-Zellulite-Präparate und -Verfahren. Den meisten fehlt jeder wissenschaftliche Wirkungsnachweis, manche wirken nur oberflächlich und kurzfristig. Beispiele für solche häufig angebotenen Maßnahmen und Behandlungen:
- Tabletten und Tees. Eine Zellulite-Behandlung von innen ist nicht möglich. Entsprechende Angebote vom Anti-Orangenhaut-Tee bis hin zu diversen Nahrungsergänzungsmitteln sind deshalb nicht empfehlenswert.
- Kosmetika. Cremes, Salben und andere kosmetische Behandlungen sind nicht Erfolg versprechend, da diese nur auf die Oberhaut wirken.
- Lymphdrainage, Wechselduschen und Bürstenmassagen. Ihnen allen ist gemein, dass sie zwar kurzfristig wirken können, ein nachhaltiger Effekt aber nicht möglich ist.
- Technische Verfahren. Gleiches gilt für technisch ausgefeilte und teure Verfahren wie die Unterdruckbehandlung (die Patient*in liegt mit der unteren Körperhälfte in einer Vakuumröhre), die Kryothermie (Anwendung von Temperaturen bis -160° C) oder die Endermologie (spezielle Bindegewebsmassage zur "Hautgymnastik").
- Fettabsaugung. Bei der Fettabsaugung (Liposuktion) wird zwar viel Körperfett entfernt, die Hautdellen können aber bestehen bleiben oder sich sogar verstärken, wenn die Kollagenstränge nicht durchtrennt werden.