Brustkorbverletzungen

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Stürze können ernste Verletzungen des Brustkorbs nach sich ziehen.

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Brustkorbverletzungen: Verletzungen des Brustkorbs und der Brustorgane durch stumpfe Gewalt, meist im Rahmen von Verkehrs- und Sportunfällen, oder durch Stich- und Pfählungsverletzungen, z. B. bei Gewalttaten.

Leichte Verletzungen, z. B. Rippenprellungen und einfache Rippenbrüche (Rippenfrakturen) kommen häufig vor, führen vor allem zu Schmerzen beim Atmen oder Husten und heilen durch Schmerzbehandlung und Schonung meist folgenlos aus.

Potenziell lebensgefährlich sind dagegen Brüche an mehr als zwei benachbarten Rippen (Rippenserienbruch) sowie Verletzungen von Lungen- und/oder Rippenfell, wenn sie zu Atemstörungen führen. Bei Verletzungen von Lunge, Herz, Schlagader oder Oberbauchorganen droht zudem innerhalb kürzester Zeit das innere Verbluten, wenn nicht sofort eine Operation erfolgt.

Je nach Ausmaß der Brustkorbverletzung:

Sofort bei

  • Brustschmerzen nach einer Verletzung.

Sofort die Notärzt*in rufen bei

Wenn die Verletzten ansprechbar sind, lagern Sie sie mit erhöhtem Oberkörper, bei erträglichen Schmerzen möglichst auf die verletzte Seite. Diese Position stabilisiert die geschädigte Seite des Brustkorbs und erleichtert die Atmung auf der unverletzten Seite.

Hinweis: Bei offenen Brustkorbverletzungen muss sofort gehandelt werden. Sie erkennen diese Notfallsituation an schlürfenden bis blubbernden Geräuschen im Wundbereich. Um einen zunehmenden Pneumothorax zu verhindern, ist es äußerst wichtig, die Wunde möglichst schnell luftdicht zu verschließen.

Im Notfall reicht dazu die eigene Handfläche; besser eignet sich jedoch ein Stück Plastikfolie (z. B. von einer Einkaufstüte), möglichst über einer sauberen Wundauflage, die ihrerseits mit Heftpflastern abgedichtet ist. Eine Bandage fixiert den gesamten Verband am Körper. Diese Maßnahme ist am wirksamsten, wenn die Patient*in vor Abdecken der Wunde kraftvoll ausatmet, um bereits eingedrungene Luft aus dem Pleuraspalt zu entfernen.

Der knöcherne Brustkorb schützt sowohl die Organe des Brustraums (Lunge, Herz) als auch die Organe des Oberbauchs (Leber, Milz, Magen). Er ist die erste Verteidigungszone des Körpers gegen Gewalteinwirkung von außen. Verletzungen des Brustkorbs entstehen durch verschiedenste Arten von Unfällen, z. B. durch Stürze, Schläge oder Sicherheitsgurte bei Verkehrsunfällen. Brustbeinbrüche sind meist Folge eines starken Anpralltraumas, z. B. wenn ein nicht angeschnallter PKW-Fahrer*in bei einem Unfall mit dem Brustkorb auf das Lenkrad schlägt. Rippenbrüche entstehen gelegentlich auch ohne äußere Gewalteinwirkung, wenn Knochen durch Osteoporose geschwächt sind. In diesem Fall verursachen manchmal schon kräftige Hustenstöße einen Bruch.

Klinik und Verlauf

Rippenprellungen und einfache Rippenbrüche sind sehr schmerzhaft, in der Regel aber harmlos, solange die inneren Organe, Lungen- und Rippenfell unverletzt bleiben. Am häufigsten sind aufgrund ihrer Lage die 4. bis 9. Rippe betroffen. Die Schmerzen bei Rippenbruch und Rippenprellung sind deshalb so stark, weil der Brustkorb durch die Atemtätigkeit in ständiger Bewegung ist. Trotzdem heilen gebrochene und geprellte Rippen meist problemlos innerhalb von 3–8 Wochen.

Gefährlich werden Rippenbrüche, wenn 3 oder mehr Rippen gleichzeitig gebrochen sind. Ein solcher Rippenserienbruch führt nämlich oft zur ineffektiven, paradoxen Atmung, bei der sich der Brustkorb – entgegen der natürlichen Bewegung – während der Einatmung einzieht und während der Ausatmung ausbeult. Auf diese Weise bekommen die Betroffenen nicht ausreichend Sauerstoff, weshalb sie maschinell beatmet werden müssen.

Brustbeinbrüche zeigen sich wie Rippenbrüche vor allem mit atemabhängigen Schmerzen. In der Hälfte der Fälle sind sie von Rippenserienfrakturen und/oder Verletzungen von Herz und Lunge begleitet.

Komplikationen

Als Komplikation tritt gelegentlich eine Lungenentzündung auf, da die Schmerzen zu einer oberflächlichen Atmung führen und die mangelhafte Belüftung der Lunge das Festsetzen von Krankheitserregern begünstigt. Bei älteren Menschen, die oft bereits durch Alterungsvorgänge an Lunge und Brustkorb verminderte Atemreserven haben, droht zudem eine Unterversorgung mit Sauerstoff.

Verletzungen von Lungen- und/oder Rippenfell bergen die Gefahr, dass Luft oder Blut in den Spalt zwischen Lungen- und Rippenfell (Pleuraspalt) eindringt und die Lunge zum Zusammenfallen bringt (Pneumothorax, Hämothorax). Auch diese Verletzung erschwert oder verhindert eine ausreichende Atmung und stellt damit einen lebensbedrohlichen Notfall dar.

Ebenso gefährlich sind begleitende Verletzungen der Hauptschlagader (Aorta) und der Brust- und Oberbauchorgane. Je nach betroffenem Organ (Herz, Lunge, Leber, Milz, Schlagader) drohen innere Blutungen, die manchmal innerhalb weniger Minuten zum Tode führen, oder akute Funktionsstörungen, z. B. von Herz oder Lunge.

Die Befragung zum Unfallhergang und die äußerlich erkennbaren Folgen geben der Ärzt*in erste Hinweise auf das Ausmaß der Brustkorbverletzung und bestimmen die nachfolgenden diagnostisch-therapeutischen Maßnahmen.

Bei einem Verdacht auf eine Rippenprellung oder einen einfachen Rippenbruch wird z. B. zunächst Brustkorb und Rippen abgetastet. Ist eine Rippe gebrochen, spürt man dort manchmal eine kleine Stufe im Verlauf des Knochens. Sicher zwischen Bruch oder Prellung unterscheiden lässt sich mithilfe einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs. In manchen Fällen ist sogar dies schwierig, im Zweifel muss ein CT veranlasst werden.

Bei einem Rippenbruch im unteren Teil des Brustkorbs untersucht die Ärzt*in den Oberbauch mit Ultraschall, um eine Leber- oder Milzverletzung nicht zu übersehen.

Liegt eine offene Verletzung vor, muss diese sofort notfallmäßig versorgt werden. Das Abhören der Lunge – bei Bedarf ergänzt durch Röntgen, CT, Kernspin oder Ultraschall von Brustkorb und eventuell Oberbauch – zeigt den Schweregrad der Verletzung. Bei Rippenserienbrüchen und möglichen Verletzungen am Herzen ist zusätzlich ein EKG erforderlich.

Rippenbruch und Rippenprellung

Prellungen oder einfache Brüche einzelner Rippen lassen sich ambulant behandeln. Eine klassische Bruchtherapie mit Ruhigstellung und Schonung (wie z. B. der Gips bei einem Beinbruch) ist durch die erforderlichen Atembewegungen naturgemäß nicht möglich. Im Gegenteil: Um Lungeninfektionen und Sauerstoffmangel vorzubeugen, müssen Betroffene möglichst gut atmen können. Damit Schmerzen ihn daran nicht hindern, verordnet die Ärzt*in Schmerzmittel, z. B. NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®). Eine ausreichende Schmerztherapie gilt auch als wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Atemtraining. Dieses ist insbesondere bei älteren Patient*innen erforderlich, um eine Minderbelüftung von Lungenanteilen und ein nachfolgendes Zusammenfallen von kleinen Lungenabschnitten (Atelektase) zu verhindern.

Leiden die Betroffenen unter Husten, verordnet die Ärzt*in meist einen Hustenblocker wie Dihydrocodein (z. B. Paracodin®N-Tropfen) oder Dextromethorphan (z. B. Silomat®). Um einer Lungenentzündung vorzubeugen, ist die Gabe von Schleimlösern möglich.

Brustbeinbruch

Ein einfacher Bruch des Brustbeins wird wie ein einfacher Rippenbruch konservativ behandelt. Sind die Teile des gebrochenen Brustbeins jedoch verschoben, müssen diese mithilfe einer Plattenosteosynthese, d. h. mit Platten und Schrauben, operativ fixiert werden.

Rippenserienfraktur

Die Rippenserienfraktur wird meist stationär in der Klinik behandelt. Wie bei der einfachen Rippenfraktur verordnet die Ärzt*in Schmerzmittel und physikalisches Atemtraining. Wichtig sind regelmäßige Kontrollen, um Komplikationen nicht zu übersehen.

Schwere Brustkorbverletzungen und Komplikationen

Führen Verletzungen des Lungen- oder Brustfells zu einem Pneumothorax (oder Hämothorax), reicht bei kleineren Luft- oder Blutansammlungen meist eine Überwachung des Heilungsverlaufs durch regelmäßige Röntgenkontrollen. Bei drohendem oder bereits eingetretenem Lungenkollaps ist dagegen eine Pleuradrainage unerlässlich. Verletzungen von Organen oder Hauptschlagader erfordern eine rasche Operation.

Einfache Rippenprellungen heilen meist innerhalb von 3 Wochen folgenlos ab, ein Rippenbruch braucht bis zu 8 Wochen, bis er vollständig geheilt ist. Die Prognose schwererer Brustkorbverletzungen hängt von deren Ausmaß und etwaigen Komplikationen ab.

Was Sie selbst tun können

Sport in Maßen. In der Heilungsphase eines einfachen Rippenbruchs sollten Sie auf Sport verzichten. Vor allem Kontaktsportarten wie Fußball oder Boxen sind verboten! 4 bis 6 Wochen nach dem Bruch können Sie – nach Rücksprache mit Ihrer Ärzt*in— wieder leichte sportliche Betätigungen aufnehmen. Gut geeignet sind Schwimmen oder Radfahren.

Dehnübungen und Krafttraining. Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten zeigen, welche Übungen nach dem Ausheilen zur Kräftigung von Rücken, Brustkorb und Atmung vorteilhaft sind. Trainieren Sie regelmäßig, aber maßvoll, übertreiben Sie nicht. Stellen sich Schmerzen ein, brechen Sie Ihre Übungen ab und gehen Sie zur Abklärung zur Arztpraxis.

Schwere körperliche Arbeit meiden. Auch schweres Tragen, Heben oder andere schwere körperliche Arbeiten stören die Knochenheilung und sind in der Heilungsphase verboten.

Ernährung. Achten Sie Ihren Knochen zuliebe auf eine gesunde, kalziumreiche Ernährung.

Autor*innen

Dr. med. Siegfried Locher in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 16:56 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.