Andere Wirkstoffe dieser Gruppe
Haben alle Erwachsene gleich viele Knochen? Wo sitzt der Kleinste? Und warum bricht der Oberschenkel häufiger als die meisten andere Knochen? Testen Sie Ihr Wissen und lernen Sie dazu!
Mythos 1: Erwachsene haben 206 Knochen
Häufig falsch. Denn die Zahl der Knochen bei einem erwachsenen Menschen lässt sich nur ungefähr benennen. Sie schwankt bei Erwachsenen in der Regel zwischen 206 und 214. Bei Babys besteht das Skelett aus mehr als 300 Knochen. Der Grund: Einige Knochen wachsen im Laufe des Lebens zusammen. Sie zählen dann nur noch als einer. Ob und wann sie zusammenwachsen, ist jedoch bei jedem Menschen unterschiedlich. Besonders häufig verwachsen die Knochen in Hand, Fuß und Wirbelsäule. Die meisten Knochen sitzen in den Händen und Füßen. Das verleiht den Extremitäten eine hohe Stabilität und gleichzeitig eine große Beweglichkeit. Durch die zahlreichen Knochen können beispielsweise die Finger sehr filigran arbeiten.
Mythos 2: Knochen sind immer von länglicher Form
Falsch. Es gibt Knochen in verschiedenen Formen. Längliche Knochen wie Oberschenkelknochen oder Elle und Speiche werden als Röhrenknochen bezeichnet. Sie bestehen aus zwei Knochenenden (Epiphysen) und dem dazwischen liegenden Knochenschaft (Diaphyse). Neben den Röhrenknochen sind am Skelettaufbau verschiedene andere Knochenarten beteiligt:
- die platten Knochen, die z. B. Schädel, Becken und Rippen bilden
- die kurzen Knochen, die sich v. a. in der Handwurzel befinden
- unregelmäßige Knochen, z. B. Wirbel oder Unterkiefer
- kleine rundliche Knochen (Sesambeine), deren Anzahl und Größe individuell verschieden ausgeprägt ist: Ihr größter und bekanntester Vertreter ist die Kniescheibe.
Mythos 3: Der kleinste Knochen sitzt im kleinen Zeh
Falsch. Den kleinsten Knochen findet man im Gehör: Es ist der sogenannte Steigbügel im Innenohr. Er ist nur etwa 3 Millimeter und wiegt höchstens 4 Milligramm. Der längste und schwerste Knochen des menschlichen Körpers ist der Oberschenkelknochen. Er misst bei einem erwachsenen Menschen mit einer Körpergröße von 1,80 Meter etwa 50 Zentimeter und ist etwa 200 Gramm schwer.
Mythos 4: Knochen sind tote Substanz
Falsch. Knochen enthalten ein Netzwerk aus lebenden Knochenzellen, den Osteozyten. Die Knochenzellen sind in einer mineralstoffreichen Hartsubstanz, der Knochenmatrix, eingebettet. Zusammen bilden sie eine besonders harte Form des Binde- und Stützgewebes. Im Zentrum der großen Knochen befindet sich zudem das Knochenmark. Es dient unter anderem der Bildung von Blutzellen. Wie andere Gewebe braucht der Knochen Nährstoffe und Sauerstoff. Kleinste Äderchen im Knochen versorgen ihn damit. Intensive Bewegung und Sport regen den Knochenstoffwechsel an. Beginnt ein Sportmuffel beispielsweise regelmäßig zu Joggen, reagieren die Knochen darauf. Sie bilden Querverstrebungen, die den Knochen stabilisieren und die Druckwellen beim Laufen besser abfedern lassen. Im fortgeschrittenen Alter senkt regelmäßiger Sport das Sturzrisiko und verlangsamt bei gleichzeitiger ausreichender Kalzium- und Vitamin-D-Versorgung den Knochenabbau. Es lohnt sich auch im Alter noch, mit Sport anzufangen!
Mythos 5: Der Knochenaufbau findet nur in der Kindheit statt
Falsch. Auch nach der kindlichen Wachstumsphase ist der Knochen nicht fertig, sondern baut sich ständig auf, ab und um. An diesem Prozess sind verschiedene Hormone in komplizierten Regelkreisen beteiligt, insbesondere die Sexualhormone Östrogen und Testosteron, das knochenaufbauende Schilddrüsen-Hormon Kalzitonin und das knochenabbauende Parathormon aus der Nebenschilddrüse. Bis etwa zum 35. Lebensjahr überwiegen die Aufbauprozesse – die Knochenmasse nimmt zu. Anschließend gewinnt der Knochenabbau die Überhand und die Knochenmasse vermindert sich im Durschnitt jährlich um etwa 1–2 Prozent. Baut sich der Knochen übermäßig schnell ab, sodass ein Krankheitswert besteht, sprechen Mediziner von Osteoporose (Knochenschwund). Um einer Osteoporose im Alter vorzubeugen, ist es besonders wichtig, in Jugend und jungem Erwachsenenalter möglichst viel Knochenmasse aufzubauen. Der Knochenaufbau lässt sich mit einer nährstoffoptimierten Ernährung, guter Vitamin-D-Versorgung und regelmäßigem Sport unterstützen.
Mythos 6: Kalzium ist gut für die Knochen
Richtig. Kalzium ist eine wichtige Bausubstanz der Knochenmatrix und hält die Knochen stabil. Den höchsten Kalziumbedarf haben Kinder und Jugendliche, da ihre Knochen gerade im Wachstum sind. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt folgende Referenzwerte für die Kalziumzufuhr:
- Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren: 1200 mg pro Tag
- Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren: 1100 mg pro Tag
- Erwachsene ab 19 Jahren: 1000 mg pro Tag
Gute Kalziumquellen sind Milch und Milchprodukte, kalziumangereicherte Mineralwässer, Haselnüsse und bestimmte Gemüsesorten wie Brokkoli, Grünkohl und Rucola.
Mythos 7: Knochen brechen bei älteren Frauen schneller
Tendenziell richtig. Die Knochendichte sinkt mit dem Alter bei Frauen stärker als bei Männern. Der Grund: Mit den Wechseljahren nimmt die Konzentration an Östrogenen (weiblichen Sexualhormonen) ab. Neben altersbedingten Hormonveränderungen beeinflussen weitere Faktoren die Bruchanfälligkeit eines Knochens: etwa die Knochenlokalisation und -form. Besonders häufig brechen die Speiche nahe dem Handgelenk und der Oberschenkelknochen. Zum Speichenbruch (Radiusfraktur) kommt es typischerweise beim Versuch, einen Sturz mit den Händen aufzufangen. Dem Oberschenkel dagegen wird oft seine Form zum Verhängnis, denn er ist r-förmig. Wie ein umgedrehter Haken ist er im Hüftgelenk eingehängt. Bei einer Beindrehung oder einem Sturz wirken auf den Knochenabschnitt zwischen dem Schaft und dem Kopf des Oberschenkelknochens – den Oberschenkelhals – enorme Kräfte. Werden sie zu stark, kommt es zum Bruch. Vor allem ältere Menschen erholen sich von einem Oberschenkelhalsbruch nur schwer. Eine Sturzprophylaxe ist die beste Vorsorge.
Mythos 8: Knochen können schmerzen
Falsch. „Mir tun alle Knochen weh“ – nach harter körperlicher Arbeit oder Sport kam dieser Satz sicher fast jedem schon einmal über die Lippen. Doch die Schmerzen gehen nicht vom Knochen aus, denn Knochen besitzen keine Nerven. Die Knochen sind jedoch von einem dünnen Häutchen umgeben, der gut durchbluteten Knochenhaut (Periost). Sie meldet dem Gehirn über Nervenfasern übermäßige Belastungen oder Brüche. Eigentlich müsste es also heißen: „Mir tut die Knochenhaut weh.“