Muskelfaserriss in der Wade

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Muskelfaserriss in der Wade: Riss eines oder mehrerer Muskelfaserbündel in der Wade. Es handelt sich um eine häufige Sportverletzung, verursacht durch direkte Gewalteinwirkung (z. B. Tritt in die Wade) oder plötzliche Überlastung (z. B. Zerrung beim Abspringen). Eine sofortige Behandlung mit Eis und elastischen Binden lindert die Beschwerden. Bei frühzeitiger Therapie und vorsichtigem Aufbau der Belastung heilen Muskelfaserrisse fast immer folgenlos.

  • Meist einschießender Wadenschmerz, oft als fühlbares Reißen
  • Manchmal Schmerzen erst nach einigen Stunden
  • Anfangs oft spürbare Delle, später eher Schwellung der Wade
  • Gehen und besonders Zehenstand sehr schmerzhaft, oft sogar unmöglich.

In den nächsten Tagen bei Schmerzen oder Schwellungen im Bereich der Wade nach Sport oder Unfall, die nicht innerhalb kurzer Zeit wieder verschwinden.

Am gleichen Tag bei Wadenschmerzen, die einem spürbaren Riss folgen.

Muskelfasern reißen entweder durch direkte Einwirkung (z. B. Tritt eines Gegenspielers beim Fußball) oder durch eine plötzliche Überlastung. Die Muskulatur der Wade ist hoch belastet, da sie bei jedem Schritt beim Abrollen über den Vorfuß und die Zehen das Körpergewicht halten muss. Besonders stark ist die Beanspruchung bei plötzlichen Beschleunigungen, also z. B. beim Ansprinten oder Abspringen.

Eine weitere Erkrankung, die ebenfalls auf einer Überlastung der Unterschenkelmuskulatur beruht, kennen insbesondere Läufer: Schienbeinschmerzen (shin splints), die sich meistens an der inneren Schienbeinkante entlang bis hinunter zum Innenknöchel ziehen. Gehäuft treten sie bei Laufanfängern oder nach einer Steigerung des Trainingspensums auf. Sie werden oft chronisch, wenn der Betroffene nicht Trainingsumfang und -belastung reduziert. Eisauflagen und Schmerzmittel, z. B. NSAR, lindern die Beschwerden und Massagen der schmerzhaften Stellen lockern das Gewebe . Richtiges Schuhwerk mit passenden Einlegesohlen ermöglicht korrektes Abrollen des Fußes und senkt die Belastung der betroffenen Muskeln. Die Wirkung eines Stoßdämpfers lässt bei Laufschuhen allerdings mit der Zeit nach; es empfiehlt sich daher, bei einem Laufpensum von dreimal 10 km in der Woche alle 4–5 Monate neue Schuhe zu kaufen.

Bei einem Riss von weniger als 5 % der Muskelfasern entsteht eine Zerrung (Muskelfaserriss ersten Grades). Sie schränkt die Funktion des verletzten Muskels nicht wesentlich ein, verursacht jedoch häufig krampfartige Schmerzen bei aktiver Bewegung und passiven Drehbewegungen. Stärkere Krafteinwirkungen führen zum Muskelfaserriss zweiten Grades oder sogar zur vollständigen Muskeldurchtrennung (Muskelfaserriss dritten Grades). Diese Verletzungen haben einen teilweisen oder vollständigen Funktionsverlust des betroffenen Muskels zur Folge. Bei größeren Rissen kommt es außerdem zu einer oft massiven Einblutung. Die straffen Muskelhäute, die den Wadenmuskel umschließen, verhindern eine flächige Ausbreitung des Blutergusses, der Druck in den Muskelhäuten steigt. Dies verursacht zum Teil heftige Schmerzen und führt unter Umständen sogar zu einem Kompartmentsyndrom.

Als späte Komplikation entwickeln sich manchmal Kalkeinlagerungen und Verknöcherungen innerhalb der Muskulatur. Die Myositis ossificans ist Folge eines chronisch-entzündlichen Prozesses und kommt nicht nur bei Muskel(faser)rissen vor, sondern auch bei anderen Muskelverletzungen, z. B. Prellungen und Quetschungen. Das Risiko erhöht sich durch unzureichende Erstbehandlung, vorzeitigen Trainingsaufbau oder verfrühte Massagetherapie. Als weitere Komplikation treten gelegentlich Zysten auf. Sie entstehen immer dann, wenn sich ein Bluterguss im Muskel nicht auflöst, sondern mit einer bindegewebigen Kapsel umgeben wird. Zysten wie Verknöcherungen werden operativ entfernt, wenn sie sich störend auswirken.

Diagnosesicherung. Oft ist die Schmerzangabe nur diffus und ein Bluterguss nicht zu sehen. Beim Abtasten der Wade findet der Arzt manchmal eine 1–2 cm breite Delle in der Wadenmuskulatur, an der sich der hauptsächliche Schmerzpunkt befindet. Die Ultraschalluntersuchung zeigt meist den Bluterguss, gelegentlich auch die Muskellücke. Wichtig ist die Abgrenzung zu einer Thrombose der Unterschenkelvenen und zu einem Kompartmentsyndrom, beides Erkrankungen, die ebenfalls eine schmerzhafte, allerdings meist härtere Schwellung des Beins verursachen. Besteht ein entsprechender Verdacht, sichert der Arzt die Diagnose durch spezielle Ultraschalluntersuchungen (Duplexsonografie).

Konservative Therapie. Die Erstbehandlung kann auch ein Laie durchführen. Sie richtet sich nach dem P.E.C.H.-Schema: P-ause, E-is, C-ompression und Hochlagerung. Entscheidend ist der sofortige Beginn der Therapie, möglichst noch am Unfallort. Der Arzt wird dann – je nach Befund und Beschwerden – für kurze Zeit einen Tape-Verband anbringen oder die Kompressionstherapie fortführen. Abschwellende Salbenverbände, Schmerzmittel (NSAR), gerinnungshemmende Medikamente, muskelentspannende Mittel (z. B. Musaril®), Elektro- und Ultraschalltherapie lindern die akuten Beschwerden und beschleunigen die Heilungsprozesse.

Für eine optimale Heilung ist es wichtig, den verletzten Muskel möglichst bald wieder zu benutzen – nach dem Motto: Erlaubt ist, was keine Schmerzen verursacht. Anfangs eignen sich für diesen Zweck v. a. krankengymnastische Übungen. Passive Dehnungen oder Massagen sind bei frischen Muskelverletzungen gefährlich, da sie Verknöcherungen (Myositis ossificans links) fördern können. Bei einer Zerrung sollten die Übungen frühestens nach 3 Wochen, bei einem Muskelfaserriss je nach Ausdehnung ab der 6.–12. Woche ausgeführt werden.

Operative Therapie. Da bei einer Operation ein erheblicher Funktionsverlust des betroffenen Muskels droht, kommt eine operative Naht von Muskelrissen nur dann in Betracht, wenn der Riss größer als 2/3 des Muskeldurchmessers ist, die Enden weit auseinanderklaffen oder ein großer Bluterguss besteht.

Die Nachbehandlung umfasst mehrwöchige Ruhigstellung, Krankengymnastik und anschließend schrittweise zunehmende Belastung. Nach 3 Monaten ist der operierte Muskel wieder voll einsatzfähig.

Rehabilitation und Prognose. Auch schwere Muskelfaserrisse heilen innerhalb weniger Monate. Das entstehende Narbengewebe ist jedoch kürzer und weniger dehnbar als normales Muskelgewebe. Große Narben führen deshalb zunächst zu einem Funktionsverlust des verletzten Muskels. Da der vernarbte Muskel Anteile mit unterschiedlichen Dehnungseigenschaften besitzt, ist er zudem anfällig für erneute Faserrisse.

Dies lässt sich jedoch durch eine individuell angepasste Rehabilitation überwinden. Diese beginnt mit isometrischen Übungen, fährt mit Bewegungs- und Koordinationstraining fort und führt schließlich über zunehmende Muskelbelastung (z. B. durch Radfahren oder Schwimmen) zurück zum sportartspezifischen Training.

Um Komplikationen zu vermeiden, ist es entscheidend, jeder Muskelverletzung genügend Zeit zum Heilen zu geben.

Ausreichendes Aufwärmen vor dem Sport schützt in begrenztem Umfang vor Zerrungen und damit vor Muskelfaserrissen. Da die meisten derartigen Verletzungen 30–60 Minuten nach Trainingsbeginn auftreten, ist es empfehlenswert, in diesem Zeitraum starke Belastungen der Wadenmuskulatur wie Sprinten oder Springen zu vermeiden.

Komplementärmedizin

Um die Schmerzen zu lindern und den Heilungsprozess zu beschleunigen, bieten sich als komplementärmedizinische Maßnahmen zur ergänzenden Behandlung an: Magnettherapie, Akupunktur und Homöopathie.

  • www.dr-gumpert.de – Privat unterhaltenes Informationsportal von P. Gumpert, Taunusstein: Für das Suchwort Muskelfaserriss erhalten Sie ausführliche Informationen sowie detaillierte Beschreibungen der Operationstechniken.

Autor*innen

Dr. med. Martin Schäfer, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 16:20 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.