Schulterverrenkung

fotoliza/Shutterstock.com
Bei einem Sturz wirken große Kräfte auf die Schulter. Sind sie zu groß, rutscht der Gelenkkopf aus der Gelenkpfanne.

Andere Wirkstoffe dieser Gruppe

Nachtkorsett reicht oft bei Skoliose Kreuzbandriss bei Jugendlichen Wie Smartphones krank machen Gips, Verbände und orthopädische Hilfsmittel Knochenschwund bei Männern Schulterblattkrachen Schwachstelle Rücken Käse und Co. für gesundere Knochen Verletzungsfrei gärtnern Schmerzen äußerlich behandeln Gesunder Lebensstil für Kinder Tennisarm und Golferellenbogen Schulterblattbruch Richtig Radeln ohne Reue Jetzt Vitamin D tanken Injektionen gegen Kniearthrose Sensorpflaster zeigt Infektion an Zwei neue Hüften auf einen Streich Hüftluxation Wirbelsäuleninfektionen Kalkschulter Gut gerüstet in den Urlaub Hüftschnupfen bei Kindern BWS-Syndrom Schiefhals Knieschmerz, vorderer Mittelfußknochenbrüche und Zehenbrüche Aufbau und Funktion der Hand So gefährlich sind Videospiele Morbus Osgood-Schlatter Sprunggelenksverletzungen Straßen sicherer machen Sehnenscheidenentzündung am Handgelenk Finger weg von Plattfüßen! Startschuss Frühjahrsputz Knochenbruch im Alter vorbeugen Grünholzfraktur Achillessehnenriss und Achillodynie Pflanzliche Mittel bei Arthrose Gegen Müdigkeit am Steuer Gehen lindert Kniegelenksarthrose Ellenhakenbruch PECH-Regel bei Sportverletzungen Verstauchter Knöchel Die Wirbelsäule stärken Eigenblutspende vor Knie-OP Arthrosen des Handgelenks Hüftkopfnekrose Fahrtüchtigkeit bei Grünem Star Akutmanagement von Sportverletzungen Gesundheitsapps auf Kassenrezept Rückengesund im Büro Urlaub für den Rücken Ballenzehe, Hammerzehe und Krallenzehe Ulnarisrinnen-Syndrom Operative Behandlung in der Orthopädie Bandverletzungen am Finger Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt Verletzungen beim Skisport Künstliches Koma Hilfe bei Osteoporose Sehnenentzündung an der Hüfte Sportlerschulter Sport für Schwangere Oberarmkopfbruch Medikamentöse Therapie in der Orthopädie Coxa vara und Coxa valga Chassaignac-Lähmung Den besten Laufschuh finden Aufbau und Funktion von Hüfte und Oberschenkel Haltung bewahren! Kopfverletzung durch Flachbildschirm Bizepssehnenriss Skidaumen Bedrohung im Straßenverkehr Ideen für das Lauftraining Rotatorenmanschettenriss Frozen Shoulder Karpaltunnelsyndrom lindern Häufige Erkrankungs- und Verletzungsarten Wirbelbrüche Brüche des Oberarms Osteochondrose Polyneuropathie bei Diabetikern Radeln macht Kinder schlau [Ober-]Schenkelhalsbruch Schnelle Hilfe bei Sportverletzungen Sekundenschlaf am Steuer Skidaumen Rotatorenmanschettensyndrom OP nach Bandscheibenvorfall Brustkorbverletzungen Was darf man mit einer Knieprothese? Knorpeldefekte heilen Gesünder sitzen im Alter Bandverletzung am Handgelenk Trichterbrust Buch-Tipp: Arthrose Fit durch Schneeschippen Osteoporose durch Bewegung lindern Ernährungstipps für Skifahrer Schulranzen richtig packen Bakerzyste Bandscheibenvorfall Joggen im Winter Führerschein weg – was nun? Tipps gegen Kreuzschmerzen Den Rücken im Alltag stärken Wie Smartphones krank machen Muskelkater den Kampf ansagen Buch-Tipp: Arthrose Trainingsschäden bei Kindern Achillessehnenriss Hoher BMI fördert Gelenkverschleiß Medikamente erhöhen Bruchrisiko Verspannungen vorbeugen Schleudertrauma Gel und Pflaster gegen Rückenschmerz Chassaignac-Lähmung Operativ oder konservativ? Mythen um die Knochen Hüftimpingement Tipps für einen starken Rücken Knochenbruch bei leichtem Sturz Der Rollator muss passen! Gelockertes Ellenbogengelenk Gelenkschmerzen im Winter Coxitis fugax Schienbeinfraktur Entspannt in die Schule Fragen zum Bundesteilhabegesetz Sportlerschulter Bewegen bringt Segen Knochenmetastasen Ellenbogenverrenkung Stürzen im Alter vorbeugen Buch-Tipp: Knie aktiv Morbus Perthes Tiefer Rückenschmerz Sport für starke Kinderrücken Schubförmige Multiple Sklerose Den richtigen Schulranzen finden Schmerzen bei Arthrose Spinalkanalstenose Spondylolisthese Handwurzelbrüche und Kahnbeinbrüche So gefährlich sind Videospiele Sakroiliitis Rhizarthrose Beugesehnenverletzung am Finger Aufbau und Funktion von Knie und Unterschenkel Neu Norm für den Verbandskasten Männlich, Raucher, knochenkrank Ablenkung im Straßenverkehr Viele Kinder mit Rückenproblemen Ellenbogenschleimbeutel-Entzündung Bildgebende Diagnostik in der Orthopädie Medikamente bei Sportverletzungen Selbständig mit Parkinson Aktiv dank künstlicher Gelenke Neue Kinderschuhe 2 Tage Smartphone-Verbot! Physiotherapie statt Operation Was bringt die Kniespritze? Starke Muskeln – straffer Körper Die Knochen-Bilanz Billig-Kindersitze im Test Pflege von Hautabschürfungen Apotheke berät bei Parkinson Knochenbrüche Sportmedizin Wintersport mit Kindern Knochenbrüche bei Diabetes-Typ-1 Spinalkanalstenose Stumpfes Bauchtrauma Muskelfaserriss in der Wade Osteochondrosis dissecans Kleinkinder im Flugzeug Kleine Rückenschule Supinatorlogen-Syndrom Richtig schützen vor Unfällen Aufbau und Funktion von Schulter und Oberarm Fußdeformitäten Aufbau und Funktion von Wirbelsäule, Brustkorb und Bauch Unterschenkelbruch Schlüsselbeinbruch Das P.E.C.H.-Schema – Soforthilfe am Unfallort Schädel-Hirn-Trauma bei Kindern Den passenden Schulranzen finden Osteoporose kann jeden treffen Osteoporose bei Männern Osteochondrose Knochenbruch im Alter vorbeugen Knorpeldefekte heilen Kapselverletzungen an den Fingern Hilfe fürs Arthroseknie Kinesio-Tapes richtig anwenden Rückenmuskeln am PC stärken Fehlhaltung, Haltungsschwäche und Fehlstellung Hilfe bei Sportverletzungen In Bewegung bleiben: Schleimbeutelentzündung an der Schulter Bei Rückenschmerzen hinlegen Schleimbeutelentzündung an der Hüfte Schultergelenkarthrose Karpaltunnelsyndrom Schlüsselbeinbruch Bandverletzung am Handgelenk Qualität von Endoprothesen LWS-Syndrom Sprungbeinbruch und Fersenbeinbruch Barfußlauf für Einsteiger Nach Gehirnerschütterung schonen Verletzungen beim Skisport Handynacken vorbeugen Außer Gefecht nach Hexenschuss Quadrizepssehnenriss und Patellarsehnenriss Coxitis Mondbeinnekrose Früherkennung der Arthrose Künstliches Kniegelenk sinnvoll? PECH hilft bei Sportverletzungen Arthrosen des Handgelenks Vielseitigkeit verhindert Verletzung Physiotherapie Beckenringbruch Knochen- und Gelenkersatz für Hüfte und Knie Tendovaginitis de Quervain Bundesteilhabegesetz beschlossen Fersensporn Rückenschmerzen: Enge im Wirbelkanal Qualität von Endoprothesen Stresshormon schädigt Knochen Schütteltrauma bei Säuglingen Azetabulumfraktur X-Bein und O-Bein Knorpeldefekte heilen Schleimbeutelentzündung am Knie Kielbrust Die medizinischen Fachgebiete Orthopädie und Traumatologie Osteoporose Smartphone verursacht Handynacken Unterarmbruch Sprunggelenksbruch Schulweg im Dunkeln Aufbau und Funktion von Sprunggelenk und Fuß Mythen um den Sport Hüftgelenksarthrose Bandscheibenverwölbung und Bandscheibenvorfall Harte Fakten zum Thema Rückenschmerz Buch-Tipp: Knie aktiv Vitamin D – das Sonnenvitamin Klettern – Cleveres Muskeltraining Hoden in Gefahr! Fingerverrenkung Kalkschulter Anamnese und klinische Untersuchung in der Orthopädie Mittelhandbruch Was hilft bei Handarthrose? Gesundheitsapps auf Kassenrezept Aufbau und Funktion von Knochen und Gelenken Prävention von Sportverletzungen Knochentumoren Qualität von Endoprothesen Erste Hilfe für das Kind Workout gegen den Mausarm Gehirnerschütterung beim Sport Gehirnerschütterung bei Kindern Fingerbruch Buchtipp: Ernährung für Sportler Arthrose und Arthritis Rettung für ausgeschlagene Zähne Meniskusverletzung Fußgelenk verstaucht – was tun? Facettensyndrom Arthrosen der Fingergelenke Kreuzbandverletzung Ganglien Hüft-TEP bessert Hirnleistung Mondbeinnekrose Wundkleber statt Nadel und Faden Hilfsmittel Rollator für Senioren Strecksehnenverletzung am Finger Skapula alata Hüftfehlstellungen bei Babys Das P.E.C.H.-Schema – Soforthilfe am Unfallort Zweitmeinung zur Hüftprothese Hilfe bei Beckenschiefstand Rauf aufs Rad P.A.R.T.Y.-Aktionswoche 2017 Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Kreuzschmerzen Qualität von Endoprothesen Rehabilitation von Sportverletzungen Schnellende Finger Tipps gegen Hitze im Auto Schiefhals Wie Smartphones krank machen 6 Tipps für gekonntes Pflastern Knochenbruch im Alter vorbeugen Sicher auf Kufen Auto fahren im Alter Speichenköpfchenbruch Knie-OP: Physio geht auch per Video Kniescheibenverrenkung Skoliose Intensiver Sport durch HIT Schleichender Hüftkopfabrutsch Erkrankungen der Halswirbelsäule Sport bei Hitze ABC der Osteoporose [Ober-]Schenkelhalsbruch Diagnose Gehirnerschütterung Oberschenkelbruch Ultraschall ersetzt das Röntgen Warnsignal Hexenschuss Osteomyelitis Halswirbelsäulensyndrom Kleinere Verletzungen bei Kindern Gelenkschädigung bei Rheuma Sportverletzungen Erhöhte Sturzgefahr im Winter Mit Hitze Tumorzellen zerstören Übergewicht schadet Bandscheiben Kniegelenksarthrose Morbus Scheuermann Laufrad oder Dreirad? Stress schadet dem Rücken Muskelschmerz wegmassieren Qualität von Endoprothesen Handy-Nacken und Maus-Arm Hüftdysplasie Hüftkopfgleiten Buch-Tipp: Osteoporose Schultereckgelenkverrenkung Pflegereform 2017 Morbus Dupuytren Sport als Medizin Gehirnerschütterung trotz Helm Rückenschmerzen? Für einen sicheren Tritt Ski und Schlitten fahren mit Kindern Tetanus-Impfung auffrischen Patientinnen im Nachteil? Wirkstoffpflaster richtig anwenden Schiefstellung der großen Zehe Hohe Sportverletzungsrate bei Kids Kniescheibenbruch Schleudertrauma Dem Fußpilz Beine machen Aufbau und Funktion von Ellenbogen und Unterarm Neue OP-Methode bei Schienbeinbruch Sport im Online-Fitness-Studio Pinguin-Gang bei Glatteis Fahrradhelm: nicht nur für Kinder Eingeschlafene Hand Rückenfreundlich Schnee schippen Gehirnerschütterung: viel Ruhe nötig Sehnenentzündung am Innenschenkel Beckenschiefstand Gesundheitsapps auf Kassenrezept Medikation im Alter anpassen

Schulterverrenkung (Schulterausrenkung, Schulterluxation): Auskugeln des Schultergelenks zwischen Schultergelenkpfanne und Oberarmkopf, oft beim Sturz auf den nach hinten ausgestreckten Arm. Kein Gelenk ist häufiger von einer Verrenkung betroffen als das Schultergelenk. Bemerkbar macht sich die Ausrenkung durch starke Schmerzen beim Versuch, den Arm im Schultergelenk zu bewegen.

Um Folgeschäden zu verhindern, ist es wichtig, das ausgekugelte Gelenk schnellstmöglich wieder einzurichten. Dafür gibt es mehrere geschlossene Verfahren, in manchen Fällen muss jedoch auch operiert werden. Eine erstmalige Schulterverrenkung ohne wesentliche Begleitverletzungen heilt meist ohne bleibende Folgen, bei jungen Patient*innen ist allerdings die Gefahr einer erneuten Schulterverrenkung hoch.

Hinweis: Die Schulterverrenkung ist ein Notfall, die Betroffenen müssen so schnell wie möglich medizinisch versorgt werden. Als erste Hilfe ist der Arm mit gebeugtem Ellbogengelenk ruhig zu stellen, z. B. in einem Dreieckstuch oder mithilfe einer breiten Bandage. Der Arm darf weder bewegt noch durch einen Laien eingerichtet (eingerenkt) werden!

  • Starke Schmerzen beim Versuch, den betroffenen Arm im Schultergelenk zu bewegen
  • Haltung des Oberarms in leicht abgespreizter, nach vorn geführter und nach außen gedrehter Stellung bei vorderer Schulterverrenkung
  • Bei hinterer Schulterverrenkung sog. Hinkelsteinhaltung – der Arm wird an den Körper gezogen und nach innen gedreht, so als würde man wie Obelix einen Hinkelstein tragen
  • Federnde Fixation: Der Arm wird nach jeder Bewegung sofort in eine halbwegs erträgliche Stellung zurückgeführt
  • Sicht- und tastbare Delle in der Schulterkontur, seitlich und unterhalb der Schulterhöhe (Epaulettenphänomen).

Sofort, wenn

  • sich oben genannte Beschwerden zeigen.

Jede zweite Gelenkausrenkung beim Menschen ist eine Schulterverrenkung, insgesamt sind pro Jahr etwa 15 von 100.000 Deutschen davon betroffen, Frauen etwa dreimal so häufig wie Männer. Aus zwei Gründen ist die Schulterverrenkung so häufig: Zum einen ist die Schultergelenkpfanne klein und flach und besitzt dadurch nur eine geringe Kontaktfläche zum relativ großen Oberarmkopf. Damit sich der Arm in der Schulter in alle Richtungen gut bewegen kann, ist der Oberarmkopf außerdem in seiner Position nur wenig gesichert, v. a. durch relativ nachgiebige Strukturen, wie Gelenkkapsel und Bänder, sowie durch die Sehnen und Muskeln der Rotatorenmanschette.

Ursachen und Risikofaktoren

Häufigste Ursache von Schulterverrenkungen sind (unfallbedingte) Stürze, bei jüngeren Menschen vor allem beim Sport. Ältere Menschen fallen aufgrund ihres erhöhten Sturzrisikos dagegen im Alltag leicht auf ihre Schulter, z. B. indem sie über eine Teppichkante stolpern oder an einem Möbelstück hängen bleiben.

In 95 % der Fälle ist der Oberarmkopf, die Kugel des Schultergelenks, nach vorne oder nach vorne unten ausgekugelt. Auslöser ist z. B. ein Sturz auf den nach hinten ausgestreckten Arm, ein starker Schlag auf die Schulterrückseite oder eine übermäßige Hebelwirkung auf den angehobenen und nach außen oder hinten geführten Arm, z. B. im Rahmen einer Rempelei oder eines Sturzes beim (Fußball-)Sport. Nur in 5 % der Fälle renkt sich der Oberarm nach hinten aus, meist durch einen direkten Schlag von vorn gegen die Schulter.

Begünstigt werden erstmalige oder wiederholte Schulterverrenkungen durch folgende Risikofaktoren:

  • Bleibende Schäden nach einer vorangegangenen Schulterverrenkung (posttraumatisch rezidivierende Schulterverrenkung)
  • Altersbedingte Schwächung des Kapsel-Band-Apparates
  • Anlagebedingte Anomalien des Kapsel-Band-Apparates oder der Schultergelenkpfanne
  • Angeborene Bindegewebsschwäche wie beim Marfan-Syndrom oder beim Ehler-Danlos-Syndrom.

Habituelle Schulterverrenkung

War eine Schulter schon mehrfach ausgerenkt, führen Überdehnung und Risse der Kapsel oft zu anhaltenden Beschwerden und zur Schulterinstabilität. Häufig reichen dann bereits ausladende Bewegungen, wie z. B. gleichzeitiges Heben und Außendrehen des Arms, um die Schulter auszurenken. Ab dem dritten Ereignis innerhalb kurzer Zeit spricht die Ärzt*in dann von einer "gewohnheitsmäßigen", also habituellen Schulterverrenkung. Sie kommt auch gelegentlich ohne vorangehende Verletzung als Folge einer anlagebedingten Schulterinstabilität vor.

Komplikationen

Beim Auskugeln des Oberarmkopfs entstehen oft weitere Verletzungen des Schultergelenks, insbesondere Risse in der Gelenkkapsel und der Rotatorenmanschette. Zusätzliche Abrisse der knorpeligen Gelenklippe am vorderen unteren Rand der Schultergelenkpfanne heißen Bankart-Läsion. Verletzungen an Gelenkkapsel, Rotatorenmanschette und insbesondere Gelenklippe vermindern die Gelenkstabilität und begünstigen damit das Auftreten späterer, wiederholter Verrenkungen. Manchmal treten als Begleitverletzung auch Knochenabrisse und -brüche am Oberarmkopf oder – sehr selten – an der Schultergelenkpfanne auf.

Bei jeder 10. Patient*in wird durch die Schulterverrenkung der N. axillaris verletzt. Dieser Nerv innerviert mit seinen motorischen Fasern zwei Schultermuskeln, den M. deltoideus und den M. teres minor. Außerdem leitet er über seine sensiblen Fasern die Gefühlsempfindung aus dem äußeren Bereich der Schulter (über dem M. deltoideus) zum Gehirn. Eine Schädigung des N. axillaris zeigt sich darin, dass das Heben und Auswärtsdrehen des Oberarms erschwert ist, häufig kommt es auch zu Kribbeln oder Taubheitsgefühl an der Außenseite von Oberarm und Schulter.

Anhand des typischen Beschwerdebilds stellt die Ärzt*in ihre Verdachtsdiagnose, meist kann sie die leere Gelenkpfanne sowohl sehen als auch tasten. Durch die Delle unterhalb des Schulterdaches ähnelt die Schulter von vorne einer Epaulette, weshalb die Ärzt*innen hier auch vom Epaulettenphänomen sprechen. Röntgenaufnahmen der Schulter sichern den Verdacht und klären, ob knöcherne Begleitverletzungen vorliegen.

Um eine Nerven- oder Gefäßverletzung nicht zu übersehen, wird der sogenannten DMS-Status geprüft, d. h. die Durchblutung, die Motorik und die Sensibilität des betroffenen Arms. Dazu fühlt sie z. B. den Puls, beurteilt die Nagelbettdurchblutung, lässt die Patient*in die Finger bewegen und streicht mit einem feinen Pinsel oder einer Nadel über die Haut von Hand und Fingern.

Da bei einer Schulterverrenkung der oben genannte N. axillaris besonders oft Schaden nimmt, muss vor allem die Empfindlichkeit über der äußeren Schulter geprüft werden. Auch das Einrenken selbst gefährdet den Nerven, weshalb die Sensibilität danach erneut getestet wird.

Durch Ultraschall, CT oder Kernspin lassen sich Verletzungen der Weichteile (Kapsel, Rotatorenmanschette) nachweisen.

Differenzialdiagnosen: Zu ähnlichen Beschwerden kommt es auch beim Oberarmkopfbruch oder anderen Verletzungen des Schultergürtels.

Eine ausgekugelte Schulter muss so schnell wie möglich wieder eingerichtet werden, damit es durch den verschobenen Oberarmkopf nicht zu (weiteren) Schäden an Gelenkkapsel, Rotatorenmanschette, Nerven oder Blutgefäßen kommt. Weil ohne Röntgen oder Ultraschall ein gleichzeitiger Oberarmbruch nicht ausgeschlossen werden kann, sollte das Einrichten nur in der Klinik und nicht etwa "blind" im Rettungswagen erfolgen. Eingerichtet wird die ausgekugelte Schulter durch Manipulationen am Patientenarm (sogenannte geschlossene Reposition) oder operativ im Rahmen einer Gelenkspiegelung oder einer offenen Operation.

Geschlossenes Einrichten

Zum geschlossenen Einrichten spritzt die Ärzt*in bei Bedarf muskelentspannende und schmerzlindernde Medikamente (Analgosedierung). Eine ausreichende Schmerzlinderung ist wichtig, da die Patient*in sonst unwillkürlich gegenspannt und das Einrichten erschwert. Um solch eine Gegenspannung zu verhindern, bietet sich als Alternative auch eine kurze Vollnarkose an.

Zum geschlossenen Einrichten der Schulter gibt es mehrere Möglichkeiten, bei denen die Patient*in entweder sitzt oder in Bauch- oder Rückenlage liegt. Eine häufig angewandte Methode ist z. B. das Verfahren nach Stimson. Hier liegt die Patient*in auf dem Bauch, ihre verletzte Schulter hängt – leicht erhöht durch ein Kissen – über den Rand der Liege herab. Durch 2 Methoden gelangt der Oberarmkopf wieder in die Pfanne:

  • Es wird ein bis zu 7 kg schweres Gewicht am Arm befestigt und abgewartet. Durch den langsamen, aber steten Zug unter Muskelentspannung rutscht der Oberarmkopf nach 20 bis 30 Minuten wieder in die Gelenkpfanne.
  • Die Ärzt*in kniet neben der Liege und zieht leicht und stetig unter leichten Drehbewegungen am Oberarm der Patient*in, bis der Oberarmkopf in die Pfanne gleitet.
  • Beim Verfahren nach Milch liegt die Patient*in auf dem Rücken. Die Ärzt*in beugt den ausgekugelten Arm im Ellenbogengelenk, führt ihn unter leichter Außendrehung nach außen, hebt ihn und legt ihn in Über-Kopf-Lage auf der Liege ab. Durch diese Bewegung rutscht der Oberarmkopf oft in die Pfanne, wenn nicht, zieht die Ärzt*in den Oberarm nochmals vorsichtig kopfwärts.
  • Die früher bevorzugte Einrenkung nach Hippokrates oder die Einrenkung nach Arlt werden heute nicht mehr empfohlen, da bei ihnen die Gefahr der Nervenschädigung größer ist als bei den oben genannten (und anderen gebräuchlichen) Verfahren.

Erfolgskontrolle. Ist der Arm wieder eingerichtet, merkt das deie Patient*in daran, dass – nach einer kurz auftretenden Schmerzspitze – der Schmerz nunmehr verschwunden ist. Die Ärzt*in kann das "Einkugeln" meist direkt spüren oder als Schnappen bzw. Reiben hören. Auch das Röntgenbild zeigt, ob der Oberarmkopf wieder in seiner Pfanne sitzt. Um sicherzustellen, dass bei der Prozedur keine Gefäße oder Nerven verletzt wurden, prüft die Ärzt*in erneut den oben genannten DMS-Status.

Behandlungskomplikationen. Wichtige Komplikationen beim Einrichten einer Schulterverrenkung ist die Schädigung des N. axillaris. Bei manchen Methoden (z. B. bei der oben nicht näher aufgeführten Methode nach Kocher) droht durch das Einrenken vor allem bei älteren Patient*innen ein Bruch des Oberarmknochens.

Operativ

Eine operative Behandlung empfiehlt sich vornehmlich bei begleitenden Knochen- oder Weichteilverletzungen, etwa einem Bruch oder Abriss des Gelenkpfannenrands, einem Riss in der Gelenkkapsel oder in der Rotatorenmanschette. Außerdem wird die Operation erforderlich, wenn sich die Schulter mit den oben genannten konservativen Verfahren nicht einrichten lässt. Bei habituellen Schulterverrenkungen raten die Ärzt*innen meist zu einer Operation, wenn sie mindestens dreimal in einem Jahr ohne vorangegangenen Unfall auftreten.

Operiert wird entweder offen oder im Rahmen einer Gelenkspiegelung (arthroskopisch). Ziel ist, das Gelenk wiederherzustellen und zu stabilisieren. Typische Maßnahmen dafür sind die Raffung der Gelenkkapsel oder eine Naht der Rotatorenmanschette.

Nachbehandlung

Ruhigstellung. Nach dem Einrichten stellt die Ärzt*in die verletzte Schulter in einem Schulter-Arm-Verband ruhig (z. B. mit einem Gilchrist-Verband oder einer Außenrotationsorthese). Bei geschlossener Einrichtung reicht dazu oft eine Woche, bei der operativen Versorgung ist manchmal eine Ruhigstellung bis zu 6 Wochen erforderlich.

Schmerztherapie. Bestehen noch Schmerzen, verordnet die Ärzt*in Schmerzmittel wie Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder auch Metamizol (z. B. Novalgin® oder Novaminsulfon-ratiopharm®).

Physiotherapie. Noch während der Ruhigstellungsphase beginnt eine vorsichtige krankengymnastische Übungsbehandlung; zunächst mit passiven, später mit aktiven Bewegungen von Ellbogen-, Hand- und Fingergelenken. Schließlich kommen Übungen zum Muskelaufbau des Schultergürtels dazu. Meist ist nach etwa 8–12 Wochen eine normale (sportliche) Belastung des betroffenen Gelenks erlaubt.

Spätfolgen

Nach einer Schulterverrenkung kann es durch eine lange Ruhigstellung des Gelenks zur Schrumpfung der Gelenkkapsel mitsamt Bewegungseinschränkung der Schulter kommen (sekundäre Schultersteife). Eine weitere Spätfolge ist die Entwicklung einer Schultergelenkarthrose (Omarthrose) durch Verletzung der knöchernen Strukturen. Bei manchen Patient*innen zeigt sich auch eine Überbeweglichkeit des Schultergelenks, die sich in dem Gefühl der Instabilität und Schmerzen äußern kann.

Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Schulterverrenkung ist vor allem bei jungen Patient*innen hoch, die Mehrzahl der Betroffenen unter 30 Jahren erleidet nach der ersten Schulterverrenkung eine weitere. Wurde die Verrenkung operativ versorgt, ist die Rezidivrate jedoch deutlich niedriger.

Was Sie selbst tun können

Muskelaufbau. Um weiteren Schulterverrenkungen vorzubeugen, gilt es, die stabilisierende Schultermuskulatur zu kräftigen. Besonders bedeutend ist dabei das Training des Unterschulterblattmuskels (M. subscapularis) und des Brustmuskels (M. pectoralis), da die Sehnen dieser Muskeln den vorderen Anteil der Schultergelenkkapsel stabilisieren. Eine häufig dafür empfohlene kräftigende Übung ist der Unterarmstütz (das sind Liegestützen, bei denen man sich nicht auf die Hände, sondern auf die Unterarme stützt).

Nicht Autofahren. Ein Fahrzeug zu lenken ist meist nach etwa 4 bis 5 Wochen wieder möglich. Wer mit ruhig gestelltem Arm selbst fährt und einen Unfall verursacht, riskiert Probleme mit seiner Haftpflichtversicherung.

Sport. In der Regel gilt etwa 2 Monate lang nach einer Verrenkung ein Sportverbot. Schulterbelastende Sportarten dürfen frühestens ein halbes Jahr später wieder aufgenommen werden, besser ist, gänzlich darauf zu verzichten. Dazu gehören typischerweise Handball, Speerwerfen, Wasserball und andere armbetonte Sportarten. Aber auch Kontaktsportarten wie Fußball und Rugby gefährden die Schulter und können eine erneute Ausrenkung provozieren.

Schulterbelastung reduzieren. Um einer erneuten Schulterverrenkung vorzubeugen, sollten schulterbelastende Tätigkeiten vermieden werden. Dazu gehören längere Arbeiten in Schulter- und Kopfhöhe, vor allem, wenn dabei schwere Lasten getragen werden.

Autor*innen

Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 14:58 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.