Andere Wirkstoffe dieser Gruppe
Harnwegsinfekte können sich bei Säuglingen und Kleinkindern anders äußern als bei Erwachsenen. Woran Eltern einen Harnwegsinfekt erkennen und wie sie den Genesungsprozess mit naturheilkundlicher Arznei unterstützen.
Unter der Bezeichnung Harnwegsinfekte werden drei bakteriell ausgelöste Infektionen zusammengefasst: Die Entzündung der Blasenschleimhaut, die oft zugleich bestehende Entzündung der Harnröhre (Urehritis) und die – seltener ebenso vorliegende – Infektion des Nierenbeckens (Pyelonephritis). Gerade bei Säuglingen können die Symptome von den klassischen Anzeichen bei Erwachsenen abweichen: Bei Gewichtsverlust, Trinkschwäche, Erbrechen und Durchfall sollten Eltern aufhorchen. Während bei Neugeborenen selten hohes Fieber auftritt, kann dies bei älteren Babys durchaus der Fall sein. Die Anzeichen bei Kleinkindern hingegen erinnern eher an die Symptome von Erwachsenen: Kleine Patienten leiden unter häufigem Wasserlassen und gleichzeitigem Brennen oder Schmerzen.
Diffuse Beschwerden? Sofort zum Kinderarzt
Kann ihr Kind die Beschwerden noch nicht richtig äußern oder sind diese unspezifisch, sollten Sie mit Ihrem Kind umgehend zum Kinderarzt gehen. Dies gilt auch bei starken Schmerzen, Fieber, Blut im Urin oder wenn dieser durch ungewöhnlichen Geruch oder Farbe auffällt. Bei einer Nierenbeckenentzündung verhindert eine frühzeitige Therapie – meist mit Antibiotika –, dass die Infektion Schäden am Nierengewebe verursacht und es zu Funktionseinschränkungen der Niere kommt. Die Apothekerin Rebekka Pavone gibt in der Deutschen Apotheker Zeitung Tipps, wie Eltern mit komplementärmedizinischen Mitteln leichte Beschwerden ihrer Kinder lindern oder eine Antibiotika-Therapie unterstützen. Klären Sie die Anwendung der Mittel vorher mit einem naturheilkundlich erfahrenen Apotheker oder Therapeuten ab.
Dosierung abhängig vom Alter des Kindes
Die Wahl der homöopathischen Mittel orientiert sich an den Leitsymptomen beim Wasserlassen, an der Reaktion Ihres Kindes auf Wärme sowie an weiteren Krankheitsmerkmalen. Bei einer akuten Erkrankung rät Ihnen die Apothekerin, dem Kind am ersten Tag alle 30 bis 60 Minuten solange eine Gabe des Mittels zu verabreichen, bis eine Besserung eintritt. Falls es am nächsten Tag noch nötig sein sollte, genügt eine Gabe 3- bis 5-mal täglich. Eine Gabe entspricht bei
- Säuglingen: 1–2 Globuli
- Kleinkindern: 3 Globuli
- Schulkindern: 5 Globuli/5 Tropfen/1 Tablette
Hilfe bei Verschlimmerung durch Wärme
Nehmen die Beschwerden Ihres Kindes bei Wärme zu, rät die Apothekerin je nach Begleitumständen zu folgendem Mittel:
- brennende und stechende Schmerzen, das Gefühl einer „zugeschnürten“ Harnröhre sowie das Gefühl, es kommt noch was nach → Apis D 6
- brennende Schmerzen, häufiges Wasserlassen (auch unbeabsichtigt, etwas beim Lachen oder Husten) infolge einer Verkühlung; anhängliches Verhalten des Kindes → Pulsatilla D 6
Hilfe bei Verbesserung durch Wärme
Nehmen die Beschwerden Ihres Kindes bei Wärme ab, rät die Apothekerin Pavone in Abhängigkeit von weiteren Beschwerden zu nachstehendem Mittel:
- akute und brennende Schmerzen vor, beim und nach dem Wasserlassen sowie häufiger Toilettengang ohne viel Wasserlassen → Cantharis D 6
- starke Krämpfe sowie das Gefühl einer sehr vollen Blase, wobei nur wenige Tröpfchen kommen → Nux vomica D 6
- trüber und ungut riechender Urin sowie drückende Schmerzen also Folge von Verkühlen oder Infekten →Dulcamara D 6
Äußere Anwendungen bei Harnwegsinfekten
Bei einer Harnwegsinfektion ist es wichtig, dass Ihrem Kind stets warm ist – vor allem der Unterleib und die Füße. Zur Harmonisierung des Wärmekreislaufs empfiehlt Ihnen die Apothekerin die Kupfersalbe rot von Wala. Tragen Sie die Salbe abends dünn auf Waden, Ferse und Füße auf und reiben Sie sie von oben nach unten ein. Die Nierengegend kann ebenfalls eingerieben werden, um die Nierenfunktion zu unterstützen. Da die Salbe in der Stillzeit nur nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden darf, sprechen Sie die Anwendung bei ihrem Säugling vorher am besten mit einem naturheilkundlich erfahrenen Apotheker und Therapeuten ab.
Hygiene beugt wiederkehrenden Harnwegsinfekten vor
Harnwegsinfekte können im Säuglings- und Kleinkindalter aufgrund einer vollen Windel oder einer erst zu erlernenden selbstständigen Toilettenhygiene gehäuft auftreten. Umso wichtiger ist es, dass Sie weiterhin auf schnelles Windelwechseln oder Hilfestellung ihres Kleinkindes achten. Leidet Ihr Kind dennoch häufiger an Harnwegsinfekten, lassen Sie dies von Ihrem Kinderarzt abklären.
Tipp: Vor allem Mädchen neigen zu Blasenentzündungen, da die Bakterien aufgrund der kurzen Harnröhre besonders schnell in die Blase wandern. Kontrollieren Sie, dass Ihre Tochter Ihren Hinweis beachtet, den Intimbereich stets von vorne nach hinten zu reinigen. So werden die Keime nicht vom After Richtung Harnröhrenausgang geschoben.
Quellen:
Rebekka Pavone: Mama, das brennt so! Kinder mit Blasen- und Nierenbeschwerden. PTA-heute, Heft 7, April 2016, S. 88-92.
Die von der Apothekerin aufgeführten Hinweise zur Wahl des richtigen homöopathischen Mittels stammen aus dem Buch „Komplementärmedizin für Kinder. Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation“ von Birgit Emde, Michaela Glöckler, Daniela Haverland, Margit Müller-Frahling und Margit Schlenk, 1. Auflage, Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 2012.