Andere Wirkstoffe dieser Gruppe
Der anbrechende Sommer lockt wieder zu Streifzügen durch Wald und Wiesen – damit Naturfreunde nur positive Erinnerungen mitnehmen, ist ein guter Zeckenschutz wichtig. Die Apothekerkammer Hamburg klärt auf über Mythen zu den Spinnentieren.
Mythos 1: Zecken beißen
Falsch. Zecken beißen nicht, sondern sie stechen zu. Die Tiere gehören zu der Klasse der Spinnentiere und verfügen über einen mit Widerhaken besetzten Stechapparat. Zuerst ritzen sie mit ihren Kieferklauen die Haut des Wirtes ein, um anschließend mit dem Stechapparat in die Wunde einzudringen. Das sich dort ansammelnde Blut saugt die Zecke auf und gibt dabei gleichzeitig Speichel in die Wunde ab. Der Stich einer Zecke ist an sich ungefährlich. Doch enthält der Speichel Viren, Bakterien oder andere Krankheitserreger, kann der Stich gefärhlich für den Menschen werden: Die von Zecken übertragenen, bedeutendsten Krankheitserreger sind die Borreliose-Bakterien, die Erreger der Lyme-Borreliose. Darüber hinaus lösen bestimmte Viren die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) aus, gegen die es einen Impfschutz gibt – bislang nicht jedoch gegen die Lyme-Borreliose. Diese wird mit Antibiotika behandelt.
Mythos 2: Nur in Süddeutschland übertragen Zecken Krankheitserreger
Das stimmt nicht: Zwar wird FSME hauptsächlich im süddeutschen Raum übertragen, doch mehrten sich in den letzten Jahren Infektionsfälle auch in Teilen Mitteldeutschlands sowie in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Die Lyme-Borreliose wird in ganz Deutschland übertragen – so sind landesweit 12 bis 20 Prozent der erwachsenen Zecken von krankheitserregenden Borrelien befallen, berichten Experten der Landesapothekerkammer Hamburg.
Mythos 3: Zecken sind nur im (Früh-) Sommer aktiv
Falsch. Zecken sind bereits ab Temperaturen von fünf bis sieben Grad aktiv. Gingen sie früher überwiegend von April bis Oktober auf Wirtsuche, kann sich der Zeitraum bei mäßigen Temperaturen auf Februar bis November ausdehnen. Wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Hohenheim haben gezeigt, dass der Klimawandel mit den vergleichsweise milden Temperaturen in den Wintermonaten die Aktivität der Zecken soweit begünstigt, dass die Tiere beinahe ganzjährig aktiv sind. Die Bezeichnung „Frühsommer-Meningo-Enzephalitis“ rührt daher, dass die Erkrankung zu dieser Jahreszeit erstmals beschrieben wurde.
Mythos 4: Nur im Wald herrscht Zeckengefahr
Falsch. Zecken fühlen sich dauerhaft nur dort wohl, wo die Luftfeuchte über mehrere Tage und Wochen nicht weniger als 80 Prozent beträgt. Unbeliebt bei Zecken sind hingegen trockene und offene Flächen, die der Sonne ausgesetzt sind. Daher bilden die Wälder Mitteleuropas die bevorzugten Lebensräume der Spinnentiere. Doch auch dauerhaft beschattete Wiesen und Waldränder sind Orte, an denen sich die Tiere wohl fühlen. Selbst einzelne Baumgruppen oder Büsche in Parkanlagen können von Zecken besiedelt werden. Darüber hinaus ist auch in Gärten die Gefahr auf Zecken höher als bisher angenommen. Dies ergab die Studie der Universität Hohenheim.
Mythos 5: Zecken sollten herausgedreht werden
Hierzu gibt es widersprüchliche Angaben. Wer eine Zecke bei sich entdeckt, greift das Tier mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nah an der Hautoberfläche – also an den Mundwerkzeugen und niemals am vollgesogenen Körper. Experten der Apothekerkammer Hamburg raten, das Tier anschließend langsam und gerade aus der Haut zu ziehen, ohne es dabei zu drehen.
Auf keinen Fall sollten Patienten die Zecken vorher mit Öl oder Klebstoff beträufeln: Die Zecke erstickt dadurch und könnte im Todeskampf Viren und Bakterien in die Wunde abgeben. Zecken, die die FSME-Viren in sich tragen, übertragen die Viren sofort nach dem Stich. Die Bakterien, die Borreliose übertragen, geben die Zecken erst nach 12 bis 24 Stunden Saugen ab, vermuten Experten. Nach der Zeckenentfernung sollte die Stelle sorgfältig gesäubert und desinfiziert werden.
Mythos 6: Zecken nach dem Entfernen in ein Labor schicken
Es ist nicht sinnvoll, Zecken in ein Labor einzuschicken und auf Infektionserreger untersuchen zu lassen. Selbst wenn Krankheitserreger wie Borrelien oder FSME-Viren nachgewiesen werden, liegt nicht zwingend eine Infektion vor. Eine Antibiotikatherapie gegen Borreliose wird erst vom Arzt verordnet, wenn Krankheitszeichen wie Wanderröte oder Gelenkschwellungen auftreten.
Mythos 7: Es gibt keinen verlässlichen Zeckenschutz
Grundsätzlich sind lange, den Körper bedeckende Kleidung und festes Schuhwerk unbedingt notwendig, um sich vor Zeckenstichen zu schützen. Doch die Tiere sind sehr ausdauernd und können auf der Suche nach einer gut durchbluteten Stelle längere Zeit auf der Haut herumkrabbeln. Ein zusätzlicher Zeckenschutz ist daher empfehlenswert: In der Apotheke stehen Ihnen eine Reihe von Präparaten zur Verfügung, die einen guten Schutz bieten. Die meisten Mittel beruhen auf ätherischen Ölen oder Repellentien. Die Zeckenschutzmittel legen einen Duftmantel um die Haut, den die Spinnentiere als unangenehm empfinden. Es gibt Schutzmittel mit synthetischen oder natürlichen Inhaltsstoffen – sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.
Zusätzlich können Naturfreunde die Kleidung mit bestimmten Insektiziden imprägnieren. Der Zeckenschutz ist nur eine gewisse Zeit wirksam und sollte entsprechend aufgefrischt werden.